Rekonstruktion
Barock heute
Der Deutsche Bundestag beschloss 2002, das im Zweiten Weltkrieg stark beschädigte und 1950 gesprengte Berliner Schloss äußerlich wieder aufzubauen. Drei der barocken Außenfassaden samt der Kuppel und drei der Fassaden des historischen Schlüterhofes sollten detailgetreu rekonstruiert werden, um das historische Stadtbild um den Lustgarten zu ergänzen und die herausragende künstlerische Gestaltung der barocken Baumeister Andreas Schlüter und Johann Friedrich von Eosander zu würdigen.
Wir danken allen Spender*innen!
Die handwerklich und künstlerisch überzeugende Rekonstruktion der barocken Fassaden wurde durch ein breites zivilgesellschaftliches Engagement, allein durch Spenden, ermöglicht. In mehreren Portalen des Humboldt Forum wird der zahlreichen Spender*innen aus ganz Deutschland und aller Welt namentlich gedankt. Die aktive Unterstützung vom „Förderverein Berliner Schloss e.V.“ war für den Erfolg der Spendenaktion entscheidend und maßgeblich.
Dank des Bundespräsidenten
Handwerkliche Präzision
Bei der Neuerschaffung der Fassaden erbrachten Bildhauer*innen, Gipsformer*innen und Stuckateur*innen Meisterleistungen: Auf Grundlage erhaltener Fragmente, historischer Fotos und der Rekonstruktionspläne von Stuhlemmer Architekten schufen sie über 2.800 Figuren und rund 23.000 Sandsteinelemente.
Erhaltene originale Fassadenfragmente und historische Unterlagen sowie Fotografien ermöglichen eine originalgetreue Rekonstruktion des Schlüter’schen Barock.
Vom Steinbruch zur Skulptur
5,80 Meter hoch, 7,30 Meter breit, rund 56 Tonnen schwer – die große Eckkartusche ist wohl das künstlerisch und bildhauerisch anspruchsvollste der rekonstruierten Schmuckelemente. Die Fertigstellung der Kartusche hat insgesamt fünf Jahre gedauert und steht beispielhaft für die Anfertigung der Sandstein-Elemente der rekonstruierten Barockfassaden.
Die ganze Entstehungsgeschichte der Eckkartusche können Sie in unserem Bildband Barock in Arbeit. Die Kunst der Rekonstruktion nachlesen.
Die Schlossbauhütte
Zentrum der Rekonstruktion der barocken Fassade war für über zehn Jahre die 2011 gegründete Schlossbauhütte in Berlin-Spandau. Stück für Stück haben hier Bildhauer*innen, Gipsformer*innen und Stuckateur*innen die teils kolossalen Schmuckelemente modelliert, als Gipsabguss hergestellt und anschließend im traditionellen Punktierverfahren in Sandstein gehauen.
Im Sommer 2011 gründete die Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss die Schlossbauhütte mit der Struktur einer klassischen Bauhütte. Den hierfür nötigen Raum fand man in einer ehemaligen KFZ-Reparaturhalle der Alliierten in Berlin-Spandau.
Heute hat sich die Bauhütte zu einem Sammlungsdepot zur Geschichte des Ortes gewandelt. Neben historischen Fragmenten des Schlosses und archäologischen Funden bilden die Modelle, Gipse und Abgüsse, die die Grundlage der Rekonstruktion darstellten, heute einen wertvollen Schatz. Sie dokumentieren eindrucksvoll die Leistung der Handwerker*innen und Künstler*innen bei der Fassadenrekonstruktion für die Zukunft.
Moderne Handwerkstechnik
Neben den traditionellen Handwerkstechniken finden auch moderne Verfahren und Materialien bei der Modellerstellung Anwendung. So wurden beispielsweise die Teile des am Staatsratsgebäude erhaltenen Portals IV für die Duplizierung mittels 3D-Printing als Modell für die Steinbildhauer gefertigt.