Ozeanien, Mensch und Meer
Besonders eindringlich ist in diesem Raum der Blick von oben auf die Schiffe, die statt auf dem dunklen Boden zu stehen im Pazifik zu schwimmen scheinen. Hier geht es um die Bedeutungen des Meeres für die Bewohner*innen der pazifischen Inseln – als Mittel der Kommunikation, als Weg der Migration, als Rohstofflieferant, aber auch als Bedrohung und als Identitätsstifter.
Im Zentrum der spektakulären Raumarchitektur stehen sechs Boote, die aus verschiedenen Regionen Ozeaniens stammen, ab 2022 auch ein speziell für Kinder nachgebautes, begehbares Boot aus Fidschi. Eine Wand fungiert als Karte Ozeaniens, sie veranschaulicht auf beeindruckende Weise das Größenverhältnis zwischen den vielen Inseln und der Weite des Meeres. Einen farblich starken Kontrast dazu bilden die geradezu strahlenden, echten Korallenskelette, die in einer 18 Meter langen Wandvitrine aufgereiht sind und auf das Korallensterben infolge des Klimawandels verweisen.
Auslegerboot der Insel Luf
Dieses Auslegerboot stammt von der Insel Luf, die heute zu Papua-Neuguinea gehört. 1881 errichtete die Handelsgesellschaft Hernsheim & Co auf der Insel eine Handelsstation. Die Bevölkerung wehrte sich dagegen. Auf Betreiben Hernsheims überfielen 1882/83 Soldaten der kaiserlichen Marine mit einem „Strafkommando“ die Insel, zerstörten eine große Anzahl von Häusern und Booten, töteten Bewohner*innen und plünderten die Dörfer. Der Bau dieses großen Auslegerbootes begann acht Jahre nach diesem Überfall. Es ist überliefert, dass die Männer darin ihren kurz zuvor verstorbenen Anführer Labenan auf dem Meer bestatten wollten. Dazu kam es jedoch nicht, weil sie zu wenige waren, um das riesige Boot zu Wasser zu lassen. Durch eingeschleppte Krankheiten und die Folgen des kriegerischen Überfalls war die Bevölkerung dramatisch zurückgegangen. Die nächsten Jahre blieb es, seiner Bestimmung enthoben, wohl im Bootshaus. 1903 wurde es durch Max Thiel von Hernsheim & Co erworben und an das Berliner Museum für Völkerkunde verkauft. Die Erwerbsumstände des Bootes auf Luf sind nicht dokumentiert. Bau und Erwerb des Bootes sind Thema einer Medienstation in dem Raum „Ozeanien – Mensch und Meer“. Hier werden auch Interviews des Filmemachers Martin Maden aus Papua-Neuguinea mit Luf-Bewohnern auf der Insel Manu gezeigt.