Häuserkubus
Die im Ethnologischen Museum im Humboldt Forum gezeigten Häuser stammen aus verschiedenen Regionen Ozeaniens und sind je nach Herkunftsgesellschaft ganz unterschiedlich gebaut, verzapft und gebunden. In ihnen spiegelte sich die Struktur der Gesellschaft oder der kosmischen Ordnung wider. Die Bauwerke waren Aufenthaltsort für Menschen oder für Ahn*innen, Geistwesen bzw. Gottheiten. Sie beherbergten Kultobjekte, Wertgegenstände oder Nahrungsmittel. Oft standen sie auf dem Land, das die Bewohner*innen mit ihren Vorfahr*innen verband und bis heute die Grundlage ihrer sozialen Identität bildet. Von der Galerie aus bietet sich eine eindrucksvolle Perspektive auf die Häuser aus Palau und Papua-Neuguinea. Das bai, das Versammlungshaus aus Palau, gleicht trotz seines verkleinerten Maßstabes in vielerlei Hinsicht denen auf Palau. Früher hatte jedes Dorf in Palau mehrere Versammlungshäuser, für den Rat der Herrschenden und die Klubs gleichaltriger Männer. Die Frauenklubs trafen sich meist in Wohnhäusern. Mit den einschneidenden Eingriffen der deutschen und später der japanischen Kolonialregierung in die Herrschaftsverhältnisse vor Ort verloren die Männerklubs viel von ihrer Macht. 1907 kam der Arzt und Ethnologe Augustin Krämer nach Palau und ließ ein bai für das Ethnologische Museum Berlin bauen. 1908 wurde dieses Haus das erste Mal der Öffentlichkeit präsentiert und 60 Jahre später um Boden und Dachstuhl ergänzt. Im Sommer 2022 deckte ein Team aus Palau unter der Leitung von Patrick Tellei das Dach des Versammlungshauses im Humboldt Forum neu. Das Kulthaus der Abelam in Papua-Neuguinea, das die Gruppe der prachtvollen Bauwerke aus Ozeanien im Humboldt Forum bereichert, ist eine Nachbildung. Mit seiner beeindruckenden Giebelmalerei und den beiden Initiationskammern vermittelt es einen Einblick in die Architektur sowie die religiöse und soziale Bedeutung der Abelam-Kulthäuser, die heute nicht mehr gebaut werden.
Hier finde ich dieses Must See!
Raum 220 – Bauwerke aus Ozeanien