Weltweit einzigartige Höhlentempelrekonstruktion

Höhle der Ringtragenden Tauben

© © Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Asiatische Kunst / Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, Foto: Alexander Schippel

Die atemberaubende Rekonstruktion eines buddhistischen Höhlentempels in einer über zwei Ebenen verlaufenden Vitrinen- und Galeriekonstruktion ist ein ganz besonderes Erlebnis. Die begehbare Höhle stammt aus Kizil, in der Nähe von Kucha an der nördlichen Seidenstraße im heutigen Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang (China) gelegen. Als der Höhlentempel um das 6. Jahrhundert errichtet wurde, war Kucha die Hauptstadt eines regionalen Königreichs. Hier herrschten die indoeuropäischen Tocharer. Heilige Schriften, Stile und Rituale wurden aus buddhistischen Königreichen in Indien und aus Gandhara, dem heutigen Pakistan und Afghanistan, überliefert. Auch der Einfluss der iranischen Kultur war bedeutend. Hunderte von Höhlen, meist mit einer gewölbten Decke, wurden in den weichen Felsen gehauen. Die Kizil-Höhle 123 hingegen, die als „Höhle mit den ringtragenden Tauben“ bekannt ist, hat eine quadratische Form und ist – ganz ungewöhnlich – von einer Kuppel gekrönt. An deren Decke nimmt man staunend Buddhas und Bodhisattvas wahr, Letzteres sind erleuchtete Wesen, die in dieser Welt bleiben, um den Gläubigen zu helfen, bessere Reinkarnationen und Erleuchtung zu erlangen. An den Seitenwänden dominieren zwei große identische Buddhas.

 

Die vier deutschen Expeditionen, die Anfang des 20. Jahrhunderts die Wandmalereien nach Deutschland brachten, trafen in einer verlassenen Stätte ein und glaubten, diese Gemälde durch den Ausbau zu retten. Doch durch das Ausschneiden und den Transport entstanden Schäden. Einige Wandgemälde der Kizil-Höhle wurden gegen Ende des Zweiten Weltkriegs tragischerweise zerstört, als das Völkerkundemuseum Berlin – wo damals eine erste Teil-Rekonstruktion dieses Höhlentempels stand – während der Bombenangriffe ausbrannte. Die aktuelle vollständige und maßstabgetreue Rekonstruktion richtet sich nach Abmessungen und Details des ursprünglichen Höhlentempels. Diese wurden 2017 während einer Forschungsreise nach Kizil im Rahmen einer Kooperation mit der Kucha Research Academy sowie bei früheren Projekten dokumentiert. Zerstörte oder vor Ort verbliebene Wandmalereien wurden in sandfarbenen Lehmtönen nachgebildet. Originalfragmente sind an den bunten Farben zu erkennen. In großen Vitrinen rund um die rekonstruierte Höhle werden Lehmskulpturen aus anderen Fundorten ausgestellt. An einem Medientisch – umgegeben von archäologischen Holzobjekten – lernen Besucher*innen Struktur und Bildprogramm der Höhlentempel in Kizil kennen. Und die Geschichte der vier Expeditionen (1902–1914) wird mithilfe historischer Fotos und Zeichnungen interaktiv kontextualisiert.

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Raum 315 – Studiensammlung der buddhistischen Kunst von der nördlichen Seidenstraße und Kunst und Kultur der Himalaya Region

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