Codex Humboldt Fragment 1 / Codex Azoyú Reverso
Der Begriff Mesoamerika bezeichnet eine Region in Nord- und Mittelamerika, die von gemeinsamen kulturellen Merkmalen geprägt war. Sie befand sich auf den Gebieten der heutigen Staaten Mexiko, Guatemala, Belize sowie Teilen von Honduras, El Salvador und Costa Rica. Dort gab es in vorkolonialer Zeit eine große Bevölkerung, und es entstanden verschiedene indigene Kulturen, zu denen die aztekische, huaxtekische, mixtekische, olmekische, zapotekische, die Maya- und die Cotzumalhuapa-Kultur zählen. Nicht nur beeindruckende Reliefs, auch große, vollplastische Tierfiguren, mythische Wesen und Gottheiten aus Stein sind aus der Cotzumalhuapa-Kultur erhalten. Im Humboldt Forum bestimmt neben den acht mächtigen Cotzumalhuapa-Stelen aus der Zeit von 650–950 unter anderem eine großflächige moderne Installation den Ausstellungssaal Mesoamerika. Die mexikanische Künstlerin Mariana Castillo Deball gestaltete hier mit 320 Keramikplatten das größte zeitgenössische Kunstwerk im Bereich des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst. Ihre Installation „Codex Humboldt Fragment 1/Codex Azoyú Reverso“ bedeckt fast vollständig die zwei Stockwerke hohe südliche Stirnseite des Saals und wurde durch eine Spende des Vereins der Freunde des Ethnologischen Museums ermöglicht. Die in Berlin lebende Künstlerin nimmt in ihrem Werk Bezug auf zwei bilderschriftliche Dokumente, den „Codex Humboldt Fragment 1“ und „Codex Azoyú Reverso“. Sie legen Steuerzahlungen aus der Tlapa-Region in Guerrero an die aztekischen Eroberer und Machthaber aus dem 16. Jahrhundert dar. Den „Codex Humboldt Fragment 1“ erwarb Alexander von Humboldt während seines Besuchs in Neuspanien Anfang des 19. Jahrhunderts. Heute befindet sich das Fragment in der Staatsbibliothek zu Berlin. Der „Codex Azoyú Reverso“ wurde 1940 im mexikanischen Guerrero wiederentdeckt.
Mariana Castillo Deball wurde 1975 in Mexico City geboren. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Castillo Deball verschränkt Kunst und Forschung eng miteinander. Im Zentrum ihrer künstlerischen Arbeiten stehen oft archäologische Fundstücke, die die Künstlerin in ihrer kulturellen Verwertung analysiert und vorstellt. Gebrauchsspuren der Dinge rücken dabei ebenso ins Zentrum wie eigene, freie Assoziationen zur Geschichte der aufgefundenen oder bereits archivierten Gegenstände. Aus diesem Prozess der Dekonstruktion entstehen Arbeiten in ganz unterschiedlichen Medien, wie Zeichnung, Film, Skulptur, Installation und Performance, mit denen Castillo Deball die Möglichkeiten der künstlerischen Darstellung beträchtlich erweitert.
Castillo Deball hatte Einzelausstellungen im New Museum, New York, USA (2019), Reva and David Logan Center for the Arts, University of Chicago, USA (2018), Museo Amparo, Puebla, Mexiko (2018), SCAD Museum of Art, Savannah Georgia, USA (2018), Galerie Wedding, Berlin, Deutschland (2017), San Francisco Art Institute, San Francisco, USA (2016), Museo de Arte Contemporáneo de Oaxaca, Mexiko (2015), „Mariana Castillo Deball. Parergon“ im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin, Deutschland (2014 bis 2015), Musée Régional D’art Contemporain, Sérignan, Frankreich (2015); CCA, Glasgow, Großbritannien (2013); Chisenhale Gallery, London, Großbritannien (2013); Museo Experimentelles El Eco, Mexiko-Stadt, Mexiko (2011), und Museum der lateinamerikanischen Kunst, Long Beach, USA (2010). Zu den Gruppenausstellungen gehören die Fondazione Sandretto Re Rebaudengo, Turin, Italien (2018), LACMA, Los Angeles, USA (2017), 32nd São Paolo Biennial, BRA (2016), Liverpool Biennale, Großbritannien (2016), 8. Berliner Biennale, Berlin, Deutschland (2014), Documenta 13, Kassel, Deutschland (2013), und 54. Venedig Biennale, Venedig, Italien (2011).
Hier finde ich dieses Must See!
Raum 207 – Mesoamerika