Ethnologische Museen stehen unter Beschuss, während globale und lokale Bewegungen für Racial Justice, Dekolonisierung und Wiedergutmachung an Auftrieb gewonnen haben. Der Kolonialismus stellt die Museen vor die Herausforderung, Nationalgeschichte zu erzählen, ohne die ontologischen und epistemischen Vorannahmen zu reproduzieren, die dem westlichen Modernitäts- und Fortschrittsprojekt eingeschrieben sind. Bislang haben Museen drei miteinander verknüpfte Strategien angewandt, um sich von kolonialen Praktiken zu distanzieren: Sie haben den Restitutionsprozess eingeleitet, ihre Schausammlungen neu kontextualisiert und versucht, durch Öffentlichkeitsarbeit und Werbung das Narrativ an sich zu bringen. Paradoxerweise tragen alle Methoden dazu bei, die bestehende Hegemonie zu unterstützen.
Die Hüter der europäischen Kolonialschätze kündigten Repatriierungen an: Das British Museum gab buddhistische Terrakotten zurück, während das Ethnologische Museum Berlin in diesem Jahr die ersten Benin-Bronzen restituiert hat. Der französische Präsident Emmanuel Macron wurde durch die Rückgabe einiger geraubter Objekte und dafür, dass er Felwine Sarr und Bénédicte Savoy mit dem Erstellen eines Restitutionsberichts betraute, zum Helden. Sein Versprechen, afrikanisches Kulturgut an den Kontinent zurückzugeben, gilt als Auslöser für die Restitutionsbewegung. Die französische Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy, die 40 erfolglose Jahre der Fürsprache für Reparationen an Afrika dokumentierte und „die vollständige Rückgabe aller gewaltsam entwendeten oder mutmaßlich unter ungerechten Bedingungen erworbenen Objekte“ empfahl, wird in diesem Prozess als führende Expertin gefeiert.
In all diesen Fällen werden die Rückführungsbemühungen aus Sicht der Kolonisator*innen dargestellt: Durch westliches Dokumentieren der erfolglosen Fürsprache, das Verfassen des Berichts und die Einleitung des Rückführungsprozesses werden die Geschichten der gewaltsamen Zusammenstöße und die dahinter stehenden Ideologien verdrängt. Die Betonung der Rückgabe des Objekts dient der Verschleierung des springenden Punkts: die Anerkennung der Verbrechen, die an den afrikanischen Nationen begangen wurden, und der Ideale und Gesetze, die sie rechtfertigten. Es fällt schwer, Savoys Verfahrensempfehlungen nicht als eine Erweiterung des internationalen Rechts oder, genauer gesagt, der gesetzgewordenen christlichen Doktrin zu verstehen, die die ontologischen und epistemischen Unterschiede und die Bewertung der verschiedenen kulturellen Systeme als minderwertig und anleitungsbedürftig im Umgang mit dem Wiedergutmachungsprozess erfand. Die Wiedergutmachungserzählung unter Kontrolle zu haben verwandelt Differenz in sozialen Wert und perpetuiert das imperialistische, Überlegenheit für sich beanspruchende, kapitalistische Patriarchat. Weder das eine noch das andere liefert eine kritische Bestandsaufnahme des kolonialen Erbes oder trägt dazu bei, das in Museen institutionell eingebettete, mit der Würdigung von Erinnerung und Verdinglichung von Differenz einhergehende, verborgene System der Unterdrückung abzubauen.
Die vier Institutionen des Humboldt Forums – Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, Stiftung Stadtmuseum Berlin, Ethnologisches Museum Berlin und Museum für Asiatische Kunst sowie Humboldt-Universität zu Berlin – haben es besonders schwer, ein positives Narrativ für sich zu entwickeln. Das Gebäude, in dem die ethnologische Sammlung untergebracht ist, wurde abgerissen und mit architektonischen Elementen neu aufgebaut, die imperiale Werte affirmieren. Eine teilweise rekonstruierte Fassade des einstigen, für den preußischen König Friedrich erbauten Berliner Schlosses und eine die Kuppel krönende Laterne unter einem vier Meter hohen Kreuz sind visuelle Symbole des preußischen Protestantismus und bekräftigen die westlichen Ideen, die die Einrichtung angeblich in Frage stellt. Darüber hinaus ehrt der Name die Gebrüder Humboldt, deren Werk ein Produkt der Kolonialzeit ist. Das Wort „Forum“ erinnert an das (Heilige) Römische Reich Deutscher Nationen. Es stellt auch eine Verbindung zu architektonischen Merkmalen der Renaissance her (z. B. der Piazza) – als die Europäer*innen Kapitalismus, wissenschaftliche Revolution und Freihandel erfanden und damit die Racial Categorisation von Menschen rechtfertigten und Menschenhandel legalisierten.
Wie andere Museen nutzt auch das Humboldt Forum seine Website, um Institutionskritik in ein optimistisches PR-Narrativ zu verwandeln. Die Reaktionen der vier Direktor*innen auf kritische Diskussionen um das Forum und die positiven Interpretationen der Kritik durch die Redaktion veranschaulichen diesen Punkt.
In der Rubrik „Gespräch“ des Online-Magazins des Forums erfahren die Leser*innen, welche Rolle die vieldiskutierte Fassade und das goldene Kreuz nach Ansicht der vier Direktor*innen für das Verständnis der postkolonialen Debatte gespielt hat und spielen könnte. Die Antworten sind scheinbar eindeutig: Die Präsidentin der Humboldt-Universität zu Berlin teilt uns mit, dass keine*r der vier Direktor*innen am architektonischen Entscheidungsprozess beteiligt war. Der Direktor des Berliner Stadtmuseums und Chefkurator des Landes Berlin erklärt, dass die Institution den Bau nicht verteidigt. Der Generaldirektor des Humboldt Forums und Vorstandsvorsitzende der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss ist der Meinung, dass die Programmarbeit für ein Publikum, das keinen „biografischen Bezug“ zum Forum hat, das Schloss zu einem produktiven Ort für Dekolonisierung machen wird. Auch der Direktor der Staatlichen Museen zu Berlin geht davon aus, dass die Kontextualisierung der ausgestellten Objekte und „den Bereich des Globalen in der Kunst und der Ethnologie in die Mitte der Stadt“ zu bringen das Problem schon lösen wird.
Ihre Vorbehalte anbei gestellt, haben sich alle vier Direktor*innen dafür entschieden, öffentliches Gesicht dieser nationalen Institution zu sein. Keine Antwort zu haben oder den Bau nicht zu „verteidigen“, ermöglicht es dem Gebäude, die koloniale Vergangenheit zu projizieren, indem es, in einer der beiden am stärksten sanierten Städte der Europäischen Union, seine architektonischen Innovationen mit der visuellen Sprache des Wohlstands und Reichtums zur Schau stellt. Es überlässt der Logik der Unternehmensökonomie, die grundlegenden Elemente der sozialen Ordnung, der Autorität, Identität, Legitimität und der Nationalpolitik zu formulieren. Die Kommentare der Direktor*innen lassen einen misstrauisch werden gegenüber der Programmarbeit des Forums, die auf Besucher*innen abzielt, die keinen „biografischen Bezug“ zum Schloss haben. Diese Aussage wirft Fragen auf: Welches Publikum hat keinerlei Bezug zur griechisch-römischen Antike, zur Renaissance oder zur Kolonialarchitektur? Und wie, in postkolonialer Hinsicht, inszeniert Deutschland eigentlich das europäische Projekt der Moderne? Die vier Intendant*innen des Humboldt Forums überzeugen nicht durch ihre Bereitschaft, Wissen zu dekolonisieren, ziehen sich aus dem Entscheidungsprozess zurück, behaupten keine Deutungshoheit zu haben und gehen von einem unwissenden Publikum aus. Die Entkopplung der Exponate vom Gebäude stellt einen weiteren gescheiterten Versuch dar, den Zusammenfluss westlicher Interessen zu erzählen, ohne die kolonialistische Ideologie anzuerkennen, die indigenen Völkern Krankheiten und Sklaverei einbrachte und afrikanische Menschen als Waren und Eigentum verschiffte.
Der Artikel auf der Website des Forums „Wer setzt welche Zeichen – und warum?“ befasst sich mit dem goldenen Kreuz, das bei „vielen Menschen“ kontroverse Reaktionen hervorrief, die nämlich das Kreuz öffentlich als unmissverständliches Symbol christlicher Macht anprangerten, das nicht an die Spitze des Gebäudes gehöre. Wie der Titel andeutet, werden im Text monarchische und religiöse Elemente an der Fassade aufgeführt. Durch den Vergleich mit anderen architektonischen Elementen spielen die Autor*innen die Größe, Position und offensichtliche Symbolik des goldenen Kreuzes an der Spitze eines Objekte aus der Kolonialzeit beherbergenden und ausstellenden Gebäudes herunter. Die Redakteur*innen erklären, dass sie mehrere Meinungen in einem Dossier zusammengetragen haben und fassen dessen Inhalt für die Leser*innen zusammen. Die Debatte wird also nicht nur durch den eingeschränkten Zugang zu verschiedenen Meinungen, sondern auch durch „Diversity“-Kuratierung gelenkt. Es überrascht nicht, dass die erste Meinung, die die Redakteur*innen aufführen, die Meinung von Theolog*innen ist, die das Kreuz – für Theolog*innen wenig überraschend – als Symbol der Hoffnung und des Friedens interpretieren. Der Leitartikel kommt zu dem Schluss, dass das Kreuz für eine Kreuzung steht, einen „Begegnungspunkt unterschiedlichster Richtungen und Positionen“. Natürlich ist die redaktionelle Herangehensweise an das Thema ein Paradebeispiel für erfolglose institutionelle Instrumentalisierung von Kritik. Der Rückgriff auf eine christliche Friedensrhetorik trägt nicht zu den globalen Dekolonisierungsbemühungen bei, die das Forum anzuführen behauptet.
Dem Humboldt Forum wurde ebenfalls vorgeworfen, mit seiner Werbekampagne imperialistische Haltungen zu vertreten. Unter dem Titel „Mehr Humble Forum, bitte“ (2) kritisierte die ZEIT ein Designbüro und das Humboldt Forum für seine kolonisierende Plakatkampagne. Das Plakat wurde in mehreren Varianten gestaltet, die alle auf der gleichen Design-Idee basierten: Die erste Ebene zeigte vier unterschiedlich eingefärbt Quadranten, die zweite das quadratische Humboldt-Forum-Logo, die dritte Ebene verschmolz Bilder von vier Figuren zu einer harmonischen, menschlichen Figur entlang der Teilungsachsen. Das Bild war perfekt auf den Text abgestimmt, setzte die Unterschiede der Objekte einander gegenüber und zueinander in Kontrast, hob sie hervor und erzeugt dennoch eine gewisse Einheit. Es lenkte den Blick der Betrachter*innen auf eine aus vier verschiedenen Figuren zusammensetzte menschliche Gestalt. Aus gestalterischer Sicht war das Plakat handwerklich hervorragend. Es beachtete alle Designprinzipien: Ausgewogenheit, Hervorhebung, Dynamik, Wiedererkennbarkeit, Wiederholung, Proportion, Rhythmus, Abwechslung und Einheit. Es präsentierte ein faszinierendes, Neugierde weckendes Objekt. Die Autorinnen von „Mehr Humble …“ vertraten jedoch die Ansicht, dass diese Bilder heilige Objekte entweihen und kulturell aneignen würden und so einer imperialistischen Haltung Vorschub leisten würden. In Bezug auf das Versprechen des Humboldt Forums, seine Praktiken zu dekolonisieren, vermittelten die Plakate keine kohärente Botschaft außerhalb der Koordinaten des weißen First-World-Self.
Die Veröffentlichung des „Humble“-Artikels war erfolgreich. Das Humboldt Forum reagierte, indem es tat, was es mit dem Gebäude nicht tun konnte – es zog die Plakate aus dem Verkehr und kehrte das Problem unter den Teppich. Im Online-Magazin des Forums wurden die Vorwürfe von „Mehr Humble Forum, bitte!“ weder zur Kenntnis genommen noch angesprochen. Dieses Schweigen deutet darauf hin, dass die Autorinnen von „Mehr Humble“ zu Recht davon ausgehen, dass das Magazin des Humboldt Forums wahrscheinlich keinen Dissens zulassen und einen seine Werbekampagne kritisierenden Artikel veröffentlichen wird. Während das Forum bestrebt ist, „alle Menschen zu ermächtigen mitzugestalten“, scheinen die Direktor*innen und Redakteur*innen des Forums nicht ermächtigt genug, die imperialistische Wertelogik in ihrer Arbeit zu erkennen oder zu verurteilen. Anstatt die strukturelle Gewalt von Wissensproduktion aufs Neue zu beschwören, hätten die vier Institutionen Offenheit produktiv nutzen und ihr Gewicht dafür einsetzen können, eine Kultur der Empathie aufzubauen. Das Abhalten einer Pressekonferenz und das Eingeständnis, dass das Humboldt Forum einen Fehler gemacht hat, würde Transparenz und Komplexitäten bei der Bewältigung der Dekolonisierungsherausforderungen vermitteln. Noch dringlicher wäre, dass die vier Institutionen ihr nachhaltiges Engagement für die Dekolonisierung der Kultur unter Beweis stellen, indem sie eine systematische Auswertung von Verteilungsgerechtigkeit, Vielfalt und Inklusion in ihrer Ausstellungspraxis, Programmgestaltung und Markenkommunikation konzipieren und umsetzen – wovon derzeit nichts zu erkennen ist.
In ihren Ausstellungen distanzieren sich die Museen vom Kolonialismus, indem sie beim Kontextualisieren, Katalogisieren und Beschriften ihrer Sammlungen Wörter wie „gestohlen“, „geplündert“ und „Strafexpeditionen“ verwenden. Dass das Humboldt Forum diese Technik anwendet, ist in jeder einzelnen Ausstellung sichtbar. Die Ursprünge und Background Storys der ausgestellten Objekte sind detailliert dokumentiert und mit Informationen zu deutschen Sammlern, Militärs und „kollaborativen Königreichen“ sowie zu Klimawandel, Gender und Racial History angereichert. Die üppig kontextualisierten Räume bieten eine überwältigende Fülle an Informationen, während die Vitrinen sich an einer High-End-Version einer Industriedesign-Shopping Mall-Ästhetik orientieren. Wie in vielen früheren Rezensionen erwähnt, konnte die Ausstellung „schrecklich schön, Elefant – Mensch – Elfenbein“ als kuratorischer Erfolg gewertet werden. Zwei Elemente unterschied sie von anderen Ausstellungen: Neben einer typischerweise übertriebenen Multimedia-Kontextualisierung wurde in einem Ausstellungsteil ein Fahrzeug gezeigt, das mutmaßlich von einem gejagten Tier zerstört wurde, und die Toninstallation eines sterbenden Elefanten. Diese beiden Elemente machten die Ausstellung konzeptionell solide und ergreifend. Man musste die Ausstellung nicht einmal sehen oder die Erklärung lesen, um ihre wichtigste Aussage zu erfassen: Die menschliche Spezies tötet Tiere und das ist falsch. Die Toninstallation erzeugte Mitgefühl, Reue und war ein Appell für eine gerechtere Welt. Leider zeigen die übrigen Exponate weder die verheerenden Folgen der Eroberung für die kolonisierten Völker und Ökologien noch haben sie eine ähnlich starke emotionale Aussagekraft.
Um sich in seiner Ausstellungspraxis noch weiter vom Kolonialismus zu distanzieren, ist das Forum dem jüngsten Museumstrend gefolgt, zeitgenössische Werke von Künstler*innen mit erkennbarer ethnischer oder nationaler Herkunft zu erwerben und sich dadurch als zeitgemäßes „Universalmuseum“ dazustehen. Auf die Frage, warum zeitgenössische Kunst in einem ethnologischen Museum gezeigt werden sollte, antwortete einer der vier Direktor*innen, dass Museen sich „täglich mit solchen Katalogisierungen auseinandersetzen müssen“. Doch um zeitgenössische Kunst zu zeigen, bedarf es mehr als nur der Katalogisierung. Es zeugt von einer gewissen Naivität zu behaupten, dass die Kunst „uns ermutigen wird, uns mit unserem kolonialen Erbe auseinanderzusetzen“, und gleichzeitig zu erklären, dass die siegreichen Entwürfe für die Treppenhäuser des Gebäudes sehr erfolgreich sind, weil „die Berliner Sammlungen ihre Wurzeln in der Kunst- und Wunderkammer des Barockschlosses haben“. Alle europäischen Museen begannen als barocke Kunst- und Wunderkammern; die Objekte in diesen Kontext zurückzuverwandeln, vermag dem Kolonialismus wenig entgegenzusetzen.
Auch Justine Gagas Installation „Indignation“ dient der Aneignung von Kritik. Spruchbänder mit den Worten „Fundamentalisme“, „Racisme“ und „Corruption“ an den achtzehn Säulen aus Gaskanistern sollen „die Auswirkungen der Kolonialzeit in der Gegenwart“ thematisieren. Das Werk übt jedoch keine Kritik an den Humboldt-Forum-Sammlungen oder kolonialen Praktiken. Stattdessen sind die Säulen das perfekte Paradigma des Kolonialismus: Die upgecycelten Objekte vermitteln das Stereotyp eines afrikanischen Kontinents, der von Slumbewohnern bevölkert ist, die ihrer kulturellen Geschichte beraubt sind. Die Ausstellung bestätigt, dass die ethnografische Annäherung an das Wissen über „Kolonien“ seit dem kolonialen Austausch keine großen Fortschritte gemacht hat.
Zeitgenössische afrikanische Kunst in einem ethnologischen Museum zu zeigen suggeriert, dass sie im westlichen Sehens- und Wissenssystem einen geringeren Wert hat. Kunstwerke in Auftrag zu geben, die „die unterschiedlichen Positionen und Perspektiven bei der Auseinandersetzung mit der Kolonialgeschichte“ verdeutlichen, ist ein ebenso schwerer Fehler wie die Debatte über das Kreuz durch Gaslighting (psychologische Manipulation) des Publikums abzuwiegeln. Dekolonisierung stellt die ethische Forderung an Museen, ihren Besucher*innen bei der Anerkennung der Folgen von Eroberung, Handel und Ausbeutung zur Seite zu stehen. Statt Kritik zu üben, haben die Museen diese bisher instrumentalisiert und so den Status quo implizit unterstützt. Ich habe hierfür drei aktuelle Strategien skizziert: die Verbreitung von Restitutionsgeschichten in den Massenmedien, die Nutzung von Öffentlichkeitsarbeit zur Glättung von Konflikten und das Ändern der Exponatbeschriftungen. Es fehlen sich selbst reflektierende, kultursensible Ausstellungen, die das Publikum dazu anleiten sich zu fragen, inwiefern und auf welche Weise Museen an der Reproduktion der ideologischen Macht des kapitalistischen, weiße Überlegenheit für sich beanspruchenden Patriarchats beteiligt sind. Es bleibt zu hoffen, dass die Dauerausstellungen fluider werden, um so die gewaltsamen Wechselwirkungen zwischen Wissen und Macht im Museum wirksam in Frage zu stellen – indem die Besucher*innen dazu aufgefordert werden, sich ihre Handlungsmacht bei der Aufrechterhaltung oder Ablehnung historischer Bedingungen bewusst zu machen, die Auslöser für planetare Krisen und neoliberal-faschistische Reaktionen sind.
(1) Edward W. Said. „Blind Imperial Arrogance.“ Los Angeles Times, July 20, 2003. https://www.latimes.com/archives/la-xpm-2003-jul-20-oe-said20-story.html
(2) Teresa Koloma Beck and Priya Basil. “Mehr Humble Forum, bitte!” Zeit Online, September 21, 2021, www.zeit.de/kultur/2021-09/humboldt-forum-ethnologisches-museum-plakatwerbung-vorurteile-kolonialisierung-historie