Dieser Artikel ist Teil des Features „Das Berliner Schloss 2.0. Beton und Barock

Von drinnen nach draußen

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Der Freiraum rund um das Gebäude befindet sich teils im Besitz der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, andere Teile sind öffentlicher Straßenraum des Landes Berlin. Beide Grundbesitzer haben sich auf eine Arbeitsteilung geeinigt: Die Stiftung baut alle Flächen innerhalb des Gebäudekomplexes, Berlin baut alles, was sich außen herum befindet – egal ob es sich um Stiftungsflächen oder um Flächen des Landes handelt. Das Areal um das Schloss ist eine sogenannte »Entwicklungsmaßnahme«, deren

Herrichtung zu zirka zwei Drittel durch den Bund und ein Drittel durch das Land Berlin bezahlt wird. Im Außenraum sind aber auch Maßnahmen für das Gebäude notwendig: Entwässerungs- und Medienleitungen, Fassadenbeleuchtung, Videoüberwachung oder Informationsstelen. Alle Baumaßnahmen im Außenbereich werden im Auftrag des Landes Berlin durch die Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH & Co. KG (DSK) durchgeführt.

Schlüterhof und Passage

Die Architektur des Gebäudes bietet im Inneren zwei öffentliche Stadtplätze: den Schlüterhof und die Passage vom Lustgarten zur Breiten Straße. Die Portale übernehmen für den Architekten die Aufgabe von »Stadttoren«. Der Schlüterhof, die Piazza, ist ein städtischer Ort mit geradezu theatralischer Anmutung. Er ist eine Bühne für die Öffentlichkeit oder auch für Veranstaltungen. Beide Plätze stehen der Stadtgesellschaft Tag und Nacht offen. Der Schlüterhof erhält seine historische Pflasterung mit neuem Material zurück (historisches Pflaster findet sich zur Anschauung im Treppenhaus). Die Passage in Form eines Kolonnaden-Weges hat es historisch nicht gegeben. Sie ist eine Neuschöpfung des Architekten Franco Stella und bekommt eine moderne Natursteinpflasterung.

Ein neuer Zugang zur Spree

Geplant wurden die Außenflächen von den Wettbewerbssiegern bbz Landschaftsarchitekten Berlin. Markant ist dabei die Gestaltung der Uferseite zur Spree. Der geforderten barrierefreien Erschließung des Uferwegs an der Spree dient eine bis zu 90 Meter lange Rampe.

Die Stützmauer zum Gebäude erhält – wie die Rampen und die Kaimauer – eine Natursteinverkleidung. Sie schließt sich damit optisch an das Gestaltungsbild des Schlosses an.

TERRASSEN AM LUSTGARTEN

Der südliche Lustgartenbereich wird geprägt durch einen großen Platz zur Straße und den zeitgenössisch interpretierten Schlossterrassen an der Fassade des Humboldt Forums, rechts und links von Portal 4. Die Ausrichtung und Proportionen der Terrassenbepflanzung werden frei nach dem historischen Entwurf von Lenné aufgenommen und dem Ort und seiner

Bedeutung angepasst: Zwischen Heckenparavents entwickeln sich jahreszeitlich wechselnde Vegetationstableaus, die drei unterschiedliche Vegetationszonen abbilden – analog zu den drei von Alexander von Humboldt besuchten Kontinenten Eurasien, Südamerika und Nordamerika.

 

Schlossfreiheit und Schlossplatz

Die Schlossfreiheit im Westen wird dominiert durch eine Einbahnstraße für Busse und Taxen sowie Radverkehr. Gleichzeitig befinden sich hier die Ein- und Ausgänge der U-Bahn. Der Schlossplatz im Süden stellt sich als eine mit Naturstein belegte Fläche dar. Hier hält das Humboldt Forum einen Bereich für den Schlossbrunnen frei, der derzeit noch als Neptun-Brunnen vor dem Roten Rathaus steht und der wieder vor Portal 3 in die Sichtachse der Breiten Straße kommen soll, wo er bis zur Sprengung des Schlosses stand.

Die Fertigstellung des gesamten Außenraums wird sich wahrscheinlich bis 2022 hinziehen, da die U-Bahn-Baustelle und die zukünftige Baustelle für das Freiheits- und Einheitsdenkmal bis 2021 große Freiflächen um das Humboldt Forum belegen. Bis zum Ende dieses Jahres soll es gelingen, die Spreeseite sowie die Plätze südlich und nördlich des Gebäudes bis zu den Portalen 3 und 4 fertigzustellen. Die Nutzung des Gebäudes setzt voraus, dass eine schnelle Entfluchtung und das Aufstellen von Rettungsfahrzeugen gewährleistet sind.

Autor*in
Foto von Hans-Dieter Hegner
Hans-Dieter Hegner

Hans-Dieter Hegner ist seit 2016 Vorstand für den Baubereich der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss. Der Bauingenieur war zuvor Referatsleiter im Bundesministerium.