Kunst am Bau: Ohne Titel

Nichts ist für die Ewigkeit: Zwischen 2006 und 2008 wurde der Palast der Republik abgerissen. An gleicher Stelle entstand einige Jahre und eine Zwischennutzung später das Humboldt Forum. Doch der aus dem Stadtraum verschwundene Palast der Republik, ab Mitte der 1970er Jahre Sitz der Volkskammer der DDR und zugleich Kulturhaus, hinterlässt seine Spuren in diesem Neubau an historischem Ort: auf einem großflächigen Wandbild im Treppenhaus über Portal 5 des Humboldt Forums. Der in Berlin lebende Künstler Tim Trantenroth rückt an dieser Stelle wie in einem Nachhall die Fassade des 1990 geschlossenen Palastes mit ihren goldbronzenen Glasscheiben in den Mittelpunkt. Seine Arbeit zieht sich über die gesamte Portalwand und vermittelt einen kompakten Raumeindruck. Mit fast 200 verschiedenen Farbnuancen erinnert das abstrakte Raster an die architektonische Hülle des DDR-Gebäudes. Trantenroth belegte mit seinem Kunstwerk, in dem es um Verlust, Erinnerung und den Umgang mit Geschichte geht, den ersten Platz bei einem der Wettbewerbe für die sieben Kunst-am-Bau-Standorte im Humboldt Forum. Er selbst hatte das Werk als Provokation oder auch als Scherz gedacht. Umso erstaunter war er, als er den Wettbewerb gewann.
Ohne Titel, Tim Trantenroth, 2020, Acrylfarbe