Der Kosmos – Things Fall Apart
2021 · Mehrkanal-Klanginstallation
Dachterrasse
dauerhaft
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5 € / 2,50 € |
Keine Sprachkenntnisse erforderlich |
Rollstuhlgerecht |
Wilhelm von Humboldts Faszination für Sprache und deren Fähigkeit, einem Kunstwerk gleichzukommen, bildet den Ausgangspunkt für die Klanginstallation mit einem Chorgesang des Volksliedes „Nne, Nne, Udu“ der Igbo in Nigeria. Gesungen in der Sprache der Igbo, ist es eine Allegorie über ein junges Mädchen, deren achtloses Verhalten beim Tragen eines wertvollen Tontopfes auf ihrem Kopf mit dem Zerbrechen des Topfes in viele Teile endet. Das Lied wird von Gesängen begleitet, die an eine Zeile aus Chinua Achebes berühmtem Roman „Alles zerfällt“ („Things Fall Apart“) angelehnt sind: „Er hat ein Messer auf die Dinge gelegt, die uns zusammenhielten, und wir sind zerfallen.“ Das Volkslied und die Gesänge entstammen einer reichen Igbo-Tradition des mündlichen Erzählens, sie üben Kritik an den zerstörerischen Einflüssen des Christentums auf die Kultur der Igbo.
Die Musik ertönt zu jeder vollen Stunde.
„Die Soundinstallation […] besteht aus zwei Ebenen: dem Neuarrangement eines Volksliedes für 12 Sänger*innen einerseits sowie einer räumlichen Präsentationsform andererseits.
Gesungen in Igbo, der Sprache der gleichnamigen Ethnie, der in Nigeria etwa 35 Millionen Menschen angehören, greift [sie] als musikalische Komposition die Geschichte eines Mädchens auf, das zum Fluss geht um Wasser zu holen, jedoch auf dem Weg entdeckt, dass das Tongefäß zerbrochen ist. Jene Narration, die in der Oral History des Kontinents Afrika verwurzelt ist, verweist durch Klangtextur, Rhythmus und Sprache zwar auf einen spezifischen Kulturkreis, ist jedoch gleichermaßen universell, da die auf polyphoner Wiederholung basierende Liedform von Kanons ebenso wie die Alltäglichkeit der Erzählung weltweit in vielen Kulturen existiert.
Die Präsenz jenes als Klangteppich angelegten Sounds auf dem Dach des Humboldtforums wird durch die Jury als künstlerisch spannende und symbolisch relevante Setzung gewertet. Das Werk repräsentiert einen Blick aus und auf kulturelle Formen und Gesellschaften außerhalb Europas. Es konterkariert somit eine eurozentristische Perspektive auf Welt und Geschichte.“
BBR-WB Kunst am Bau, Humboldt Forum im Berliner Schloss, Kunststandort Dachterrasse südwestliche Fläche – Schriftl. Beurteilung des Preisgerichts vom 19.05.2020.