ZEITMASCHINE
2020 · verglaste Wanduhren
Foyer Werkräume / Berlin Ausstellung, 1. Obergeschoss
dauerhaft
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Eintritt frei |
Keine Sprachkenntnisse erforderlich |
Rollstuhlgerecht |
66 verschieden große, dicht an dicht hängende Uhren zeigen die Uhrzeit in Neu York, St. Melina, Dresden und vielen anderen Städten in Deutschland und der Welt an. Die Assemblage im Foyer im 1. Obergeschoss überrascht nicht nur mit der scheinbar willkürlichen Anordnung der Zeitmesser, sie lenkt auch das Augenmerk auf die ungewöhnliche Auswahl der Städte und ihre verschiedenen Uhrzeiten.
Stefan Sous greift hier die Illustration Die Weltuhr von Ed Lissner auf. Diese entstand wahrscheinlich im Zeitraum 1850 bis 1875 und ist in einer Auflage des Atlas zu Alexander von Humboldts Kosmos abgedruckt (der allerdings nicht von Humboldt autorisiert war). Sous‘ Arbeit vermittelt einen unmittelbaren Eindruck von der Uneinheitlichkeit der damaligen Welt. Denn noch bis ins 19. Jahrhundert bestimmte jeder Ort die Uhrzeit nach dem Sonnenstand. Erst allmählich entwickelten sich regional gültige Standardzeiten. Im Jahr 1884 wurden schließlich die Zeitzonen mit dem Nullmeridian eingeführt. Die bis heute gültige Vereinheitlichung und Ordnung der Welt erfolgte aus einer westlich geprägten Perspektive, die die Bedingungen der kolonial aufgeteilten Welt spiegelte: Unter den 25 vertretenen Nationen bei der Konferenz in Washington, D.C. befanden sich zehn europäische Länder und elf Staaten Nord- und Südamerikas. Aus Asien war nur Japan einbezogen, Afrika war nicht vertreten.
Die Jury hat für diesen Beitrag den ersten Preis vergeben: „Die Installation richtet den Blick auf eine oft übersehene Triebkraft der Modernisierung: die Vereinheitlichung von räumlichen und zeitlichen Maßeinheiten weltweit. Beim Lesen der Ortszeiten fällt die andere Bedeutungsperspektive des 19. Jahrhunderts auf. Zentrale Orte von heute stehen nicht durchweg im Mittelpunkt, während Randlagen im Zentrum stehen. Diese Tatsache und der Gang der Uhren selbst besitzt eine große Dynamik. Diese Zeitmaschine trägt sowohl einen geschichtlich ernsten Aspekt wie auch eine spielerisch freundliche Komponente in sich. Die Installation wird wandbündig präsentiert und wird damit Teil der Architektur. Die Farbe der Wand leitet sich aus der historischen Illustration her.“
BBR-WB Kunst am Bau, Humboldt Forum im Berliner Schloss, Foyerwand 1. OG – Auszug aus der schriftl. Beurteilung des Preisgerichts vom 07.08.2018.