Das Museum Sem Nenhum Caráter
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Englisch |
Teil von: 99 Fragen |
Kolonialismus und Kolonialität |
Ein brennendes Museum in Brasilien war der Ausgangspunkt für das zweijährige Projekt Das Museum Sem Nenhum Caráter,welches eine Reihe von Workshops und diese begleitende Publikation umfasst. Die vollständige Version ist hier frei zugänglich.
Mit Workshop- und Publikationsbeiträgen von Denilson Baniwa, Mabe Bethônico, Nego Bispo, María Magdalena Campos-Pons, Michael Dieminger, Chandra Frank, Andrei Fernández, Sara Garzón, Paulo Knauss, Noé Martínez, Thaís Mayumi Pinheiro, Ivan Muñiz-Reed, Julia Richard, María Sosa und Rolando Vázquez
Das Projekt wurde vom tragischen Brand angestoßen, der die Sammlung und das Gebäude des Museu Nacional de Rio de Janeiro fast vollständig zerstörte. Mit etwa 20 Millionen Objekten zählt die Sammlung zu den Bedeutendsten in Lateinamerika und der Welt. Verloren gingen unter anderem die vielleicht letzten Zeugnisse – in Form von Artefakten oder Sprachaufzeichnungen – der zahlreichen indigenen Gemeinschaften in Brasilien.
Das Gemeinschaftsprojekt Das Museum Sem Nenhum Caráter ist vom Roman Macunaíma: O herói sem nenhum caráter von Mario de Andrade inspiriert und brachte eine Vielzahl von Expert*innen und Denker*innen zusammen, um sich mit Fragen rund um dekoloniale kuratorische Praktiken hinsichtlich der Fürsorge und die Entwicklung von Museumskonzepten auseinanderzusetzen. Die digitalen Workshops, die zwischen 2021 und 2022 stattfanden, gingen insbesondere der Frage nach, wie eine Pluralisierung von Narrativen und Perspektiven sichtbar werden kann und welche Rolle Übersetzung, Fiktionalisierung und Leerstellen innerhalb von Sammlungen in Museen und ihren musealen Erzählungen einnehmen.
Im Laufe der digitalen Workshops lud das Projekt die Teilnehmer*innen dazu ein, ihre Gedanken und Antworten zu den Themen postkoloniales Kuratieren, Übersetzung und Fiktion zu teilen. Das Ergebnis hiervon ist eine reichhaltige und mehrsprachige Zusammenstellung von Essays, Fotografien, einem Gedicht, einem Rezept, ein Interview und einem Transkript. Die Beiträge sind auf Portugiesisch, Englisch und Spanisch. Die Beitragenden konnten frei wählen, in welcher Sprache sie schreiben wollen und kein Beitrag wurde übersetzt. Indem wir verschiedene Sprachen einbeziehen, wollen wir den Beitragenden und Leser*innen mehrere Zugangsmöglichkeiten bieten, anstatt unser Publikum einzuschränken. Wir möchten ein Museum als einen Ort der Pluralität verstehen, sei es durch Mehrsprachigkeit, unterschiedliche Ausdrucksformen oder verschiedene Arten die Welt zu betrachten. Diese Pluralität widersetzt sich der Vorstellung, alles zu verstehen und widersetzt sich der Idee des Universalmuseums.
Seit dem Brand des Nationalmuseums in Rio de Janeiro haben das Deutsche Auswärtige Amt und das Goethe-Institut das Museum beim Wiederaufbau unterstützt. Vier Jahre später ist es weiterhin ein langer Weg bis zur vollständigen Rekonstruktion. Unterdessen wurde dieser Prozess genutzt, um über die grundlegenden Herausforderungen der Museumsarbeit nachzudenken und neue Ideen und Konzepte zu entwickeln. Das Museu Nacional/UFRJ und das Goethe-Institut wurden dabei zu wichtigen Partnern in einem musealen Austauschprojekt, das gemeinsam mit Partnerinstitutionen am 3. und 4. Juni die Museumskonferenz in Rio de Janeiro organisierte, welche auch digital zugänglich war. Die zentralen Themen der hybriden Konferenz waren Museen und Gesellschaft, Sammlungen und Archive und Kommunikation, internationale Netzwerke und nachhaltige Strukturen.
Das Goethe-Institut unterstützt die dauerhafte Stärkung sowie den Austausch zwischen südamerikanischen und europäischen Ethnolgische- und Naturkundemuseen, um gemeinsam Wege zum Museumssein der Zukunft auszuüben. Der Kooperationsworkshop und zwischen dem Humboldt Forum und dem Museu Nacional ist Teil einer vom Goethe-Institut und dem Auswärtigen Amt geförderten Workshop-Reihe zwischen Museen. Diese soll den Austausch zwischen Expert*innen und Multiplikator*innen im Museumsbereich, die institutionelle Entwicklung von Museen und die Zusammenarbeit zwischen Museen durch gemeinsame Projekte in Südamerika und Europa fördern.
Isabel Hölzl, Leiterin des Goethe-Instituts Rio de Janeiro:
„Wir befinden uns in Zeiten, in denen wir als Institutionen über unsere Relevanz in einer sich ständig verändernden Welt nachdenken müssen. Es ist klar, dass diese Arbeit nicht allein, sondern nur gemeinsam mit Anderen geleistet werden kann. Der Austausch zwischen den Museen war auf dem Weg dorthin von entscheidender Bedeutung. Die vielfältigen und internationalen Erfahrungen und die Perspektive von Besucher*innen, die nicht mit Museen in Verbindung stehen, werden dazu beitragen, den Wert des Museums und seiner Sammlungen für die jeweilige Gesellschaft neu zu definieren.“
Ein Workshop und Publikation von Michael Dieminger und Thaís Mayumi Pinheiro
Organisation durch das Goethe-Institut Rio de Janeiro / Unterstützt durch das Auswärtige Amt Deutschland / Eine Zusammenarbeit zwischen dem Humboldt Forum Berlin und dem Museu Nacional de Rio de Janeiro