Welcher Titel wird das Sachbuch des Jahres 2022?
Die Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels vergibt zum zweiten Mal den Deutschen Sachbuchpreis im Humboldt Forum. Die Jury aus sieben Expert*innen aus der Sachbuchkritik, dem Journalismus, der Wissenschaft, der Kulturbranche und dem Buchhandel wählt den Siegertitel. Ausgezeichnet wird ein herausragendes, in deutscher Sprache verfasstes Sachbuch, das Impulse für die gesellschaftliche Auseinandersetzung gibt.
Der Deutsche Sachbuchpreis soll die Aufmerksamkeit für Sachbücher als Grundlage von Wissensvermittlung, fundierter Meinungsbildung sowie als Impulsgeber für den öffentlichen Diskurs fördern.
Auch in diesem Jahr wird das Humboldtforum Gastgeber der Preisverleihung sein und lädt zur Matinee. Die Nominierten im Gespräch am Vortag ein.
Die Jury 2022:
Stefan Koldehoff (Kulturredakteur Deutschlandfunk)
Dr. Klaus Kowalke (Buchhandlung Lessing & Kompanie)
Tania Martini (Kulturredakteur Deutschlandfunk, DIE ZEIT
Prof. Dr. Meron Mendel (Frankfurt University of Applied Sciences, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank)
Dr. Jeanne Rubner (TU München)
Denis Scheck (Literaturkritiker, Fernsehmoderator)
Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger (Wissenschaftskolleg zu Berlin)
Am Sonntag, den 29.05.2022 lädt das Humboldt Forum zu Deutscher Sachbuchpreis – die Matinee. Die Nominierten im Gespräch ein, das ist die Gelegenheit die nominierten Autor*innen am Vortag der Preisverleihung im Gespräch zu erleben und sich aktiv an der Diskussion zu beteiligen. Die Veranstaltung wird in Deutscher Gebärdensprache begleitet (DGS). Es moderieren: Shelly Kupferberg, Hadnet Tesfai und Jörg Thadeusz.
Am Montag, den 30.05.2022 können Sie die Preisverleihung live aus dem Humboldtforum im Stream mitverfolgen.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth ist Schirmfrau des Deutschen Sachbuchpreises. Hauptförderer des Preises ist die Deutsche Bank Stiftung, die Auszeichnung wird unterstützt von der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss.
Live Stream
Die nominierten Titel (in alphabetischer Reihenfolge):
Am Rande der Glückseligkeit. Über den Strand (Berenberg Verlag, Mai 2021)
An einem Nordseestrand beginnt Bettina Baltschev ihre Reise zu den Stränden Europas. Von acht Stränden in acht Ländern aus unternimmt sie Exkursionen in die Gegenwart und die Geschichte eines Sehnsuchtsortes, der manchen letzte Zuflucht ist. Sie erzählt von wahren und fiktiven, glücklichen und tragischen Schicksalen am Strand – am Rande unserer Welt.
Die Frauen von Belarus. Von Revolution, Mut und dem Drang nach Freiheit (Berlin Verlag, Juli 2021)
Friedliche Demonstrant*innen in Belarus trotzten dem gewalttätigen Regime: Alice Bota erzählt die Geschichten der drei maßgeblichen Protagonistinnen, die zu Politikerinnen wider Willen wurden, Swetlana Tichanowskaja, Maria Kolesnikowa und Veronika Zepkalo. Das Porträt eines Aufstands.
Das deutsch-russische Jahrhundert. Geschichte einer besonderen Beziehung (Rowohlt Verlag, März 2022)
Im 20. Jahrhundert hat das deutsch-russische Verhältnis eine Schlüsselrolle gespielt – in seiner ganzen Ambivalenz, Widersprüchlichkeit und Gewalterfahrung. Stefan Creuzberger erzählt diese spannungsreiche Beziehungsgeschichte einer von dramatischen Zäsuren, Wechselwirkungen und Veränderungen bewegten Epoche.
Erzählende Affen. Mythen, Lügen, Utopien – wie Geschichten unser Leben bestimmen (Ullstein Verlag, Oktober 2021)
Eine starke Geschichte kann die Welt retten – oder sie zerstören. Sie kann Wahlen entscheiden, Menschenleben retten, aber auch Kriege auslösen und Ungerechtigkeit zementieren. Samira El Ouassil und Friedemann Karig verfolgen diese ambivalente Wirkungsmacht anhand wichtiger Narrative von der Antike bis zur Gegenwart. Und sie zeigen, welche Erzählungen uns heute gefährden und warum wir neue benötigen.
Das rationale Tier. Eine kognitionsbiologische Spurensuche (Suhrkamp Verlag, Dezember 2021)
Kann man nichtmenschlichen Lebewesen Rationalität und Bewusstsein zugestehen? Ludwig Huber zieht die Bilanz des gegenwärtigen Forschungsstands zum tierischen Denken und erklärt mithilfe der wichtigsten Experimente und Beobachtungen, was Tiere alles können. Diese neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse verlangen eine Revision unserer gängigen Einstellung gegenüber Tieren.
Die Hohenzollern und die Nazis. Geschichte einer Kollaboration (Propyläen Verlag, September 2021)
Seit über 100 Jahren haben die „Oberhäupter“ der Hohenzollern immer wieder mit Juristen, Journalisten und PR-Beratern zusammengearbeitet, mit deren Hilfe sie das Bild der Familie in der Öffentlichkeit aufpolierten. Stephan Malinowski analysiert diese Selbstdarstellungen in einer historischen Erzählung über drei Generationen bis in die Gegenwart.
Sortiermaschinen. Die Neuerfindung der Grenze im 21. Jahrhundert (Verlag C.H.Beck, August 2021)
Der kosmopolitische Traum von einer grenzenlosen Welt hat in den letzten Jahren tiefe Risse bekommen. Aber war er überhaupt jemals realistisch? Steffen Mau zeigt, dass Grenzen im Zeitalter der Globalisierung von Anbeginn nicht offener gestaltet, sondern zu machtvollen Sortiermaschinen umgebaut wurden. Während ein kleiner Kreis Privilegierter heute nahezu überallhin reisen darf, bleibt die große Mehrheit der Weltbevölkerung weiterhin systematisch außen vor.
Fluchtpunkte der Erinnerung. Über die Gegenwart von Holocaust und Kolonialismus (Carl Hanser Verlag, Januar 2022)
Was unterscheidet Rassismus von Antisemitismus? Ist es möglich, der Opfer des Holocaust und des Kolonialismus zu gedenken, ohne Geschichte zu relativieren? Bei Hannah Arendt, Edward Said und anderen findet Natan Sznaider Ideen und Argumente, um die Diskussion über das Verhältnis von Kolonialverbrechen und Holocaust voranzubringen.