Konzerte 16 €/8 €, Lesungen 8 €/4 €. Alle anderen Veranstaltungen sind kostenfrei. |
Deutsch, Englisch |
Humboldt Forum |
Gehört zu: Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart |
Bucureşti, Київ, Praha, София, Warszawa
Bewundert, gehasst, belächelt und vermisst – Kultur- und Volkspaläste spielten und spielen im östlichen Europa eine wichtige Rolle. Sie sind und waren staatlich kontrollierte Machtsymbole und zugleich Orte mit gewissem Freiraum. Als Orte der Unterhaltung und der Politik in den Hauptstädten prägten sie das politische und kulturelle Selbstverständnis in der Zeit des Staatssozialismus. Wie viel Utopie steckt noch immer in diesen monumentalen Bauwerken? Mit dem Palast der Republik stand auch in Berlin ein solcher Kulturpalast – dort, wo heute das Humboldt Forum steht.
An diesem Wochenende nehmen Künstler*innen und Wissenschaftler*innen aus Bukarest, Kyjiw, Prag, Sofia und Warschau die Paläste in ihren Heimatstädten in den Blick. Der Umgang mit dem architektonischen und kulturellen Erbe der Paläste ist so vielfältig wie die Gesellschaften Mittel-, Ost-, und Südosteuropas. Welche Rolle spielten die Gebäude vor und nach 1989? Freuen Sie sich auf eigens für das Wochenende kreierte Literatur und Videokunst, auf Indie-Pop aus Bulgarien, Elektro-Beats aus der Ukraine, Gespräche an runden Tischen, spannende Diskussionsveranstaltungen und faszinierende Dokumentarfilme.
In der Bildungs- und Kulturpolitik sozialistischer Staaten spielten Kulturpaläste eine zentrale Rolle: Als Orte der Begegnung und Bildung, der Kultur und des Sports waren sie Teil des staatssozialistischen Social Engineering. Zugleich waren sie architektonische Ikonen vieler ost-, mittel- und südeuropäischer Hauptstädte. Doch Kulturpaläste waren nicht nur in den sozialistischen Metropolen zu finden – auch in Kleinstädten und Peripherien wurden systematisch Kulturhäuser errichtet, in denen die Bevölkerung Bildungs-, Kultur- und Sportangebote wahrnehmen konnte, die zugleich der Formung des „sozialistischen Menschen“ dienten. In den Wendejahren um 1989 dann spielten Kulturhäuser und -paläste als physische Orte eine wichtige Rolle in der Systemtransformation. Und heute? Der Umgang mit dem architektonischen und kulturellen Erbe der Paläste ist so vielfältig wie die Gesellschaften Mittel-, Ost- und Südosteuropas. In fünf Paneldiskussionen, kuratiert von der Bundeszentrale für politische Bildung, blicken Besucher*innen des Humboldt Forums zusammen mit Gästen aus den jeweiligen Ländern auf Warschau, Kyjiw, Belgrad und Minsk. Dabei erfahren Sie mehr über die sozialistische Idee der Kulturpaläste, urbane Debatten, Revolutionen im städtischen Raum, internationale Diskurse, politische Proteste, Staatsgewalt und schrumpfende Räume für Kultur.
Carolin Savchuk arbeitete nach ihrem Studium der Sprachen, Wirtschafts- und Kulturraumstudien mit Schwerpunkt Mittel- und Osteuropa an der Universität Passau über zehn Jahre als freiberufliche Facilitatorin und Trainerin mit Kulturmanager:innen in Osteuropa, Zentralasien und im Südkaukasus. Ab 2017 baute sie im Museum Berlin-Karlshorst, historischer Ort des Kriegsendes in Europa im Mai 1945, den Bereich Bildung & Vermittlung auf und leitete diesen bis 2023. Seit Mai dieses Jahrs ist sie Referentin in der Projektgruppe Mittel- / Ost- und Südosteuropa der Bundeszentrale für Politische Bildung in Berlin.