Seit Jahrhunderten leben Pol*innen in Berlin und prägen die Stadt kulturell, sozial, politisch und wirtschaftlich. Die polnische Grenze liegt nicht mal 100 km von Berlin entfernt.

Aber die engen Verflechtungen zum Nachbarland werden in Berlin an mancher Stelle erst auf den zweiten Blick sichtbar: Auf der Freifläche „Freiheit, Gleichheit, Solidarność“ [1] in der Ausstellung BERLIN GLOBAL geht es um Berlin als Ort polnischer Kämpfe für Freiheit und gegen Diskriminierung, aber auch als Ort des Dialogs und der Solidarität.

Die vielschichtige Installation von Ewa Maria Slaska, Anna Krenz und Jemek Jemowit führt zu sieben Orten polnischer Forderungen nach Freiheit, Gleichheit und Solidarität in Berlin. Diese sind über die ganze Stadt verteilt, vom Olympiastadion zur Warschauer Brücke, vom Gefängnis Moabit zum Volkspark Friedrichshain. Die Freifläche zeigt auch polnische Perspektiven auf den Berliner Alltag, die sich zwischen Zugehörigkeitsgefühl und Diskriminierungserfahrung bewegen. Sie geht der Frage nach, welche Spuren historische Machtverhältnisse hinterlassen und wie sie sich auf das Zusammenleben auswirken.

Die Freifläche lädt Besucher*innen ein, sich über ihre unterschiedlichen Standpunkte auszutauschen und miteinander ins Gespräch zu kommen, auch wenn die Themen schwierig sind. Sie wird dadurch zum weiteren Ort polnisch-Berliner Solidarität.

Polens Geschichte ist geprägt von Teilungen durch Preußen, Russland und Österreich im 18. und 19. Jahrhundert, von der deutschen Ausbeutung und Vernichtung während des Zweiten Weltkrieges sowie der sowjetischen Fremdbestimmung von 1945 bis 1989. Vor diesem Hintergrund forderten Polinnen und Polen immer wieder ihre Freiheit, setzten sich für gleiche Rechte ein und bauten Strukturen der Solidarität auf – auch in Berlin.

[1] „Wolność, Równość, Solidarność“ (Freiheit, Gleichheit, Solidarität) war im August 1980 eine Losung der streikenden Werftarbeiter*innen in Gdansk, die sich kurz danach zur Solidarność-Gewerkschaft formierten. Die prägnante Abwandlung des historischen Slogans der Französischen Revolution wird bis heute bei pro-demokratischen Protesten in Polen verwendet.

Die Künstler*innen

Ewa Maria Slaska

Die 1949 in Polen geborene Schriftstellerin, Redakteurin, Publizistin, Bloggerin, Projektmanagerin, Übersetzerin, Lehrerin und Kuratorin Ewa Maria Slaska sieht sich auch als Vermittlerin zwischen dem Deutschen und dem Polnischen. 1985 flüchtete sie als politische Aktivistin der Solidarność-Bewegung nach Berlin und ist seitdem in der Flüchtlingshilfe tätig. Sie war über die vergangenen 40 Jahre in vielen Projekten involviert, darunter bei der polnischen unabhängigen Fernsehsendung „Insel“, bei WIR e.V. – Verein und Verlag zur Förderung der deutsch-polnischen Literatur sowie beim Deutsch-Polnischen Poetendampfer.

Neuere Projekte

2012 ewamaria.blog

2013 Polnische Gräber in Berlin (darunter Ausstellung, Buch, Rettung des Grabs von Prof. Aleksander Brückner)

2021 Darstellerin im Film „Die Legende von Zygmunt Blask“ von Jemek Jemowit

2021 Polkopedia, online Enzyklopädie der Polinnen im Ausland

2022 Die fehlende Hälfte der Geschichte. Irena Bobowska, vergessene Heldin.

2023 Quest for Women*

2023/24 Frauen im Schatten der Guillotine. Polinnen hingerichtet in Plötzensee

2024 Baum für Irena Bobowska in Berlin

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Anna Krenz

Die 1976 in Poznań, Polen, geborene Künstlerin, Architektin, Autorin und Aktivistin Anna Krenz lebt seit 2003 in Berlin. Sie ist Gründerin des Kollektivs Dziewuchy Berlin und des Vereins Ambasada Polek e.V. Seit 2001 arbeitet sie mit dem Dänischen Zentrum der erneuerbaren Energien – Folkecenter for Renewable Energy bei Projekten zur nachhaltigen Entwicklung zusammen. Anna Krenz ist Teil des Frauen-Projektstudios Sinus_3, das Architektur, Ökologie, bildende Kunst und Gestaltung des öffentlichen Raums vereint. Von 2003 bis 2012 war sie Co-Leiterin der Galerie ZERO in Berlin, in der mehr als 100 Ausstellungen, Konzerte und Happenings mit Künstler*innen aus Polen, Deutschland und der ganzen Welt stattfanden.

Projekte (Auswahl)

2004 Polnische Frau

2019 Global Scream

2020 Botschaft der Polinnen*

2022 Die fehlende Hälfte der Geschichte. Irena Bobowska, die vergessene Heldin.

2022 Siostry* Preis

2023 Quest for Women*

2023 Sisters in Arms – Bettina von Arnim und Julia Woykowska

2023/24 Frauen im Schatten der Guillotine. Polinnen hingerichtet in Plötzensee

2024 Baum für Irena Bobowska in Berlin

2024 Contact High with the Curators [Vinyl], Edition Telemark

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Jemek Jemowit

Der 1986 in Gdynia, Polen, geborene Ziemowit Nowak ist besser bekannt als sein Alter Ego, der Goth-Glam-Musiker Jemek Jemowit. Seine künstlerische Reise erstreckt sich seit 2009 über verschiedene Genres und prägt die Musiklandschaft mit einem politischen und konzeptionellen Ansatz. Neben seiner Performance- und Musikertätigkeit leitet Nowak seit 2019 den Kunst- und Kulturort TROPEZ im Sommerbad Humboldthain im Berliner Stadtteil Wedding.

Produktionen

2010 Wave & Groom EP [CD-R] Jemcock Productions DE

2011 Zemsta LP [Vinyl] Fabrika Records GR

2013 Tekkno Polo EP [Tape, CD] Oficyna Biedota PL, Jemcock Prod. DE

2015 Jemek Jemowit ist Doktor Dres  LP [digital, Vinyl] Martin Hossbach DE

2016 Wróg publiczny N° 1 [digital, CD] Martin Hossbach, Jemcock Prod. DE

2019 Das Satanische Album [digital, Vinyl] Martin Hossbach, Reverend Campanelli Records DE

2020 Tekkno Polo LP [digital, Vinyl] Martin Hossbach, Reverend Campanelli Records DE

2021 Legenda Zygmunta Blask [digital, Tape] Atypeek Music FR, Ziemol PL

2022 PZPR EP [digital] Atypeek Music FR

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