Seit Sommer 2021 forschen Berliner Künstler*innen im Rahmen von Moving the Forum | Das Forum bewegen auf dem Gelände des Humboldt Forums.

Das dritte Kapitel „Inhabiting“ befasst sich inhaltlich mit der Inbesitznahme des neuen kontroversen Stadtraums. Thematisiert wird, wer oder was dabei nicht miteinbezogen, nicht mitgedacht wurde. Ab dem 14. Februar beginnen drei Teams für sechs Wochen ihre künstlerische Auseinandersetzung vor Ort – gemeinsam mit jeweils 10-15 Teilnehmer*innen.

Die Ergebnisse aller drei künstlerischen Forschungen sind am 26.03.2022 in verschiedenen Performances erlebbar.

The Living Room

Die Tänzer*innen/Choreograph*innen Yotam Peled, Marie Hanna Klemm und Nitzan Moshe arbeiten unter dem Titel „The Living Room“ mit 15 Teilnehmer*innen der Altersgruppe 60+ und stellen dabei den erfahrenen Körper in den Fokus ihrer Recherche. Gemeinsam mit den Teilnehmer*innen legen sie den Schwerpunkt ihrer Arbeit auf das Verhältnis ihrer Körper zum öffentlichen Stadtraum und untersuchen, wie diese als Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart fungieren können.

„The Living Room“ ist ein nomadischer Performance-Prozess, eine Erkundung und Erweiterung der Räume im Museum, die in Symbiose mit ihnen interagieren.

Wir stürzen ab – Wir bauen unser Zuhause – Wir erforschen – Gestalten mit – Koexistieren – Wir erheben uns – Wir sind eine wilde Erinnerung in eine mögliche Zukunft

Die drei Künstler*innen arbeiten den gesamten Residenz-Zeitraum vor Ort: Unter der Treppe im 2. Stock wird ein dauerhaftes „Wohn- und Arbeitszimmer“ installiert; eine „Homebase“ – als eine Art permanentes Zuhause – entsteht überdies im Foyer. Jeweils dienstags und samstags arbeiten sie mit ihren Teilnehmer*innen vor Ort.

Das Vorschau-Video gibt einen kleinen Einblick in ihr Vorhaben:

 

Recollection in 3 colours

Geschichte als Summe von Erinnerungen – in ihrem Projekt „Recollection in 3 colours“ untersuchen die Pianistin Rieko Okuda und Kontrabassist Antti Virtaranta gemeinsam mit ihren Teilnehmer*innen das Verhältnis von Erinnerungen und Geschichte. Insbesondere an einem historisch so aufgeladenen Ort wie dem des Humboldt Forums, treffen Geschichte und Erinnerung spannungsreich aufeinander. Eine Soundinstallation mit visuellen Elementen lädt die Besucher*innen ein, den Erkenntnissen beizuwohnen.

 

The March

Gemeinsam mit einer Gruppe von BIPOC und weißen LGBTQ+ Personen zeigt der Performance-Protest „The March“ von Adrian Blount und Telmo Branco die Erfahrungen derer, die in kolonialen und postkolonialen Gesellschaften an den Rand gedrängt werden.

„The March“ ist eine Ansammlung von Körpern, von lebenden Testamenten. „The March“ ist eine Beerdigung, eine Parade, ein Aufstand und eine Darstellung der unterschiedlichen und manchmal gegensätzlichen Geschichten von BIPOC LGBTQ+ und weißen LGBTQ+ Personen.

Kolonisierung war ein Prozess, der innerhalb und außerhalb der kolonisierten Länder stattfand. Ein Prozess, der von denjenigen ertragen wurde, deren individuelle und kollektive Identitäten nicht mit der heteronormativen Kultur der Kolonisatoren übereinstimmten.

Land, Wissen, Identitäten wurden kolonisiert, Körper wurden kolonisiert. Es blieben zwei Möglichkeiten: Widerstand leisten und leiden, oder sich anpassen und verschwinden.

„The March“ sucht Raum und Körper zu dekolonisieren. Für BIPOC LGBTQ+ zielt er darauf ab, das Leid, das der Kolonialismus ihren Körpern, ihrem Geist und ihren Vorfahren angetan hat, anzuerkennen, indem er ihr Existenzrecht ehrt.

Für die weißen LGBTQ+ Personen taucht er in das koloniale Erbe ein, und erkennt gleichzeitig seine gewaltsam und fatal aufgezwungene Doktrin von Gender und Sexualität an.

„The March“ lädt die Museumsbesucher*innen zu einer Revolution ein. Eine Revolution, die darauf abzielt, den vom Berliner Schloss geschaffenen imperialen Raum zu demontieren, indem der polarisierende Riss offengelegt wird, der sich auftut, wenn die durch sein Erbe Unterdrückten und Ausgegrenzten diesen Raum bewohnen.