(De)Koloniale Ökologie
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Veranstaltung auf Englisch mit Simultanübersetzung ins Deutsche |
Dauer: 90 min |
Deutsch, Englisch |
Teil von: 99 Fragen |
Live Stream
In diesem Gespräch, befasst sich Umweltingenieur und Philosoph Malcom Ferdinand und Dichter und Akademiker Jason Allen-Paisant mit den (de)kolonialen Konstruktionen von Ökologie, Umwelt und Natur. Jenseits des Begriffs des Anthropozäns stellen Paisant und Ferdinand eine neue umweltpolitisches Unterhaltung vor, welche die aktuelle planetarische Prekarität im Lichte von 500 Jahren kolonialer Enteignung versteht.
Dabei begibt sich das Gespräch an die Schnittstellen der Umweltwissenschaften, karibischer Philosophie, und Postkolonialismus und hinterfragt die kolonialen Gestaltung des ‚world inhabiting‘ (In der Welt Sein) und das Verhältnis von Schwarzsein und Land(schaften). In ihren Einladungen eines „Denkens mit“ (thinking with) und eines „Denkens von“ (thinking from), erkundigt das Panel Afro-diasporische und weitere vernetzte Formen der Wissensbildung. Schließlich geht es bei dieser kreativ-kritischen Begegung auch um die Verantwortung für die kolonialen und ökologischen Brüche und um die Notwendigkeit reparativer Praktiken und Denkens in Museen.
Diese Veranstaltung umfasst Lesungen aus Jason Allen-Paisants Poesie in Thinking with Trees und Malcom Ferdinands Decolonial Ecology: Thinking from the Caribbean World, gefolgt von einem offenen Dialog mit der Moderatorin Samie Blasingame.
Diese Veranstaltung wird von Renaissance One unterstützt.
ÜBERSICHT BÜCHER
Die Welt befindet sich inmitten eines Sturms, der die Geschichte der Moderne entlang eines doppelten Bruchs geprägt hat: einerseits ein ökologischer Bruch, der von einer technokratischen und kapitalistischen Zivilisation vorangetrieben wurde und zur anhaltenden Zerstörung der Ökosysteme der Erde und ihrer menschlichen und nicht-menschlichen Gemeinschaften geführt hat, und andererseits ein kolonialer Bruch, der durch die westliche Kolonisierung und den Imperialismus eingeleitet wurde und zur rassischen Sklaverei und zur Beherrschung indigener Völker und insbesondere der Frauen führte.
In diesem wichtigen neuen Buch hinterfragt Malcom Ferdinand diesen doppelten Bruch, indem er von der karibischen Welt ausgehend denkt. Das Sklavenschiff offenbart die Ungleichheiten, die während des Sturms fortbestehen: manche werden im Laderaum gefesselt und bei der ersten Windböe sogar über Bord geworfen. Auf der Grundlage empirischer und theoretischer Arbeiten in der Karibik entwirft Ferdinand eine dekoloniale Ökologie, die den Schutz der Umwelt mit den politischen Kämpfen gegen (post)koloniale Herrschaft, strukturellen Rassismus und misogyne Praktiken verknüpft.
Angesichts des Sturms ist dieses Buch eine Einladung, eine Weltgemeinschaft aufzubauen, in der Menschen und Nicht-Menschen auf einer Brücke der Gerechtigkeit zusammenleben und eine gemeinsame Welt gestalten können. Das Buch ist von großem Interesse für Studierende und Wissenschaftler der Umweltwissenschaften und der Lateinamerika- und Karibikstudien sowie für alle, die sich für Ökologie, Sklaverei und (Ent-)Kolonisierung interessieren.
(Eigene Übersetzung)
‚Jason Allen-Paisant grew up in a village in central Jamaica. ‚Trees were all around,‘ he writes, ‚we often went to the yam ground, my grandmother’s cultivation plot. When I think of my childhood, I see myself entering a deep woodland with cedars and logwood all around. […] The muscular guango trees were like beings among whom we lived.‘ Now he lives in Leeds, near a forest where he goes walking. ‚Here, trees represent an alternative space, a refuge from an ultra-consumerist culture…‘ And even as they help him recover his connections with nature, these poems are inevitably political.‘
In dieser Dichterlesung mit anschließendem Gespräch erkundet Jason-Allen Paisant die politischen Implikationen seines Buches “Thinking With Trees” und wie diese sich auf Schwarzes Leben und Schwarze Gemeinschaften beziehen. Dabei erörtert er, wie der Diskurs über Natur und Umwelt geprägt wurde, wie die COVID-Pandemie diese Fragen neu beleucht hat und wie die Kunst eingreifen kann.
Podium
Malcom Ferdinand, geboren und aufgewachsen in Martinique, ist Bau- und Umweltingenieur vom University College London und Doktor der politischen Philosophie an der Université Paris Diderot. Derzeit arbeitet er als Forscher in den Bereichen der politischen Ökologie und der environmental humanities am Centre National de la Recherche Scientifique und an der Universität Paris Dauphine-PSL. Er ist der Autor von ‚Une écologie décoloniale‘(2019), dessen englische Übersetzung unter dem Titel ‚A Decolonial Ecology : Thinking from the Caribbean World‘ (Polity Books, 2021) erschienen ist.
Jason Allen-Paisant ist ein Dichter und Wissenschaftler aus einem Ort namens Coffee Grove in Manchester, Jamaika. Er ist Dozent für karibische Poesie und dekoloniales Denken an der School of English der University of Leeds, wo er auch Direktor des Instituts für koloniale und postkoloniale Studien ist. Sein erster Gedichtband Thinking with Trees (Carcanet, 2021) wurde seit seinem Erscheinen im letzten Sommer viel gelobt. Er ist Mitglied des Redaktionsausschusses von Callaloo: Journal of African Diaspora Arts and Letters. Er hat einen Doktortitel in mittelalterlichen und modernen Sprachen von der Universität Oxford und spricht sieben Sprachen. Er lebt mit seiner Familie in Leeds.
Samie Blasingame (sie/ihr) ist Forscherin, Moderatorin und Kreative mit einem Hintergrund in Umweltpolitik und interkulturellen Studien. Sie kuratiert, veranstaltet und moderiert regelmäßig Veranstaltungen zu Themen wie Nachhaltigkeit, Umweltgerechtigkeit, antirassistische Dekolonisierung und Ökosystemkartierung. Sie ist im Vorstand von Greenbuzz Berlin und aktives Mitglied des Berliner Kollektivs für Klima- und Umweltgerechtigkeit, Black Earth. Ihr Arbeitsethos dreht sich um den Aufbau von Gemeinschaften und kollektive Imaginationen für eine gerechte und widerstandsfähige Zukunft.