Der Umgang mit der kolonialen Geschichte ethnologischer Museen wird weltweit diskutiert. Mit dem Buch „Das Prachtboot“ des Historikers Götz Aly erhält nun auch der ozeanische Raum die notwendige öffentliche Aufmerksamkeit.
Die allermeisten Objekte aus den ehemaligen deutschen Kolonien im Pazifik wurden zwischen 1880 und 1914 gesammelt, und zwar in einer von Gewalt geprägten Herrschaftssituation. Was bedeutet das für das Humboldt Forum? Wo verliefen die Grenzen zwischen Raub, unredlichem Erwerb und legitimem Kauf? Wie können diese Geschichten heute dokumentiert und dargestellt werden? Wie können solche Kunst- und Gebrauchsobjekte, die häufig ohne weitere Dokumentation aus ihren kulturellen und lokalen Kontexten herausgerissen wurden, verständig präsentiert werden? Und nicht zuletzt: Wie denken die Menschen darüber, die heute in den ehemaligen Kolonien leben?
Moderation
Hadnet Tesfai
Podium
ist Historiker und Journalist. Er arbeitete für die taz, die Berliner Zeitung und als Gastprofessor. Seine Bücher werden in viele Sprachen übersetzt. 2002 erhielt er den Heinrich-Mann-Preis, 2003 den Marion-Samuel-Preis, 2012 den Ludwig-Börne-Preis. Bei S. Fischer erschienen von ihm unter anderem 2011 Warum die Deutschen? Warum die Juden? Gleichheit, Neid und Rassenhass 1800-1933 sowie 2013 Die Belasteten. ›Euthanasie‹ 1939-1945. Eine Gesellschaftsgeschichte. Im Februar 2017 erschien seine große Studie über die europäische Geschichte von Antisemitismus und Holocaust Europa gegen die Juden 1880–1945. Für dieses Buch erhielt er 2018 den Geschwister-Scholl-Preis.
ist Direktor des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst in Berlin sowie Direktor für die Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin im Humboldt Forum. Er ist Professor für Musikethnologie an der Universität zu Köln und Honorarprofessor für Musikethnologie an der Universität der Künste Berlin. Er führte Feldforschungen in Indien und Südkorea durch. Seine Forschung kreist um die Theorie und Praxis nordindischer Raga-Musik, Instrumentenkunde mit einem besonderen Fokus auf Instrumentenbau, buddhistischer Musik, Popmusik und urbaner Kultur sowie historischen Tonaufnahmen.
ist seit 1986 Kustodin für Australien/Ozeanien am GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig/Staatliche Ethnographische Sammlungen Sachsen (SES). In mehreren Feldforschungen arbeitete sie zur Thematik „Oral History und Tradition“ mit Menschen der Arrernte, Luritja, Tiwi und Yolngu in Australien sowie mit den Ngapuhi in Aotearoa (Neuseeland) und in Samoa zusammen und war Visiting Fellow an der Australian National University. Birgit Scheps-Bretschneider ist Mitglied verschiedener Arbeitsgruppen zu kolonialen Kontexten und arbeitet eng mit Vertretern indigener Gemeinschaften zusammen – in Hinblick auf ethische Fragestellungen von Digitalisierung und Online-Stellung sensibler Objekte und Fotografien aus kolonialem Kontext, zu Möglichkeiten indigener Mitsprache und Sensibilität sowie zu Repatriierung, Rehumanisierung und materieller und immaterieller Restitution.
geboren 1963, ist Filmemacher und Drehbuchautor in Rabaul, Provinz Ost-Neubritannien, Papua-Neuguinea. Als freiberuflicher Filmemacher und Drehbuchautor hat er auch als Kameramann und Tontechniker an zahlreichen Filmproduktionen im In- und Ausland mitgewirkt. Er ist Autor und Regisseur mehrerer erfolgreicher Filme und leitet seit 1986 Filmtrainingsworkshops im pazifischen Raum, in Europa und Brasilien. Martin war von 2001 bis 2004 geschäftsführender Direktor des Environmental Law Centre, einer Nichtregierungsorganisation in Papua-Neuguinea. Während dieser Zeit, in der er sich für die Unterstützung von ländlichen Gemeinden einsetzte, die von industrieller Ausbeutung betroffen sind, begann er mit der Entwicklung und Gestaltung des so genannten „Forum Process Filmmaking“ – einer Methode des Filmemachens, die für abgelegene Gemeinden in Papua-Neuguinea geeignet ist und die ländliche Lebensgrundlagen durch den Einsatz von „filmischer Demokratie“ innerhalb eines partizipativen und öffentlich verantwortlichen Forums unterstützt. Einige Elemente dieses Genres hat er in seinem neuen Film Crater Mountain Story erfolgreich angewandt. Er war maßgeblich an der Entstehung von Tinpis Run beteiligt, der größten Filmproduktion, die jemals in Papua-Neuguinea durchgeführt wurde, mit einer ständigen Crew von 30 Personen und einer Besetzung von mehr als 5.000 Personen.
Hadnet Tesfai ist – auch wenn man ihr das nicht ansieht – ein alter Hase in der Medienlandschaft. Bereits mit 20 Jahren hat sie erste Moderationserfahrungen im Radio gesammelt und lange für Radio Fritz in Berlin moderiert. Bei MTV war sie eines der Gesichter des Senders und moderierte die Sendungen urban TRL, brandneu und Beck´s Most Wanted Music sowie Specials wie den Red Carpet zu den MTV Europe Music Awards.
Auch für die öffentlich-rechtlichen ist Hadnet Tesfai im TV unterwegs. Im März 2012 stieß sie zum Moderatorenteam von ZDFkultur. Hier übernahm sie das tägliche Popkultur-Magazin DER MARKER und moderierte bei diversen Musikfestivals sowie die Musiksendung Delikatessen Charts. Die Festivalmoderation führt sie nun bei 3sat weiter. 2020 startete sie gemeinsam mit ihrer Kollegin Aminata Belli die vielbeachtete Instagram-Talkreihe Sitzplatzreservierung als Reaktion auf die Black Lives Matter-Bewegung und den Umgang damit in den deutschen Medien.
In der Podcastwelt ist Hadnet Tesfai ebenfalls sehr aktiv. Bei Tratsch & Tacheles setzt sie sich gemeinsam mit Tarik Tesfu mit aktuellem Klatsch und Tratsch der Popkultur und Medienlandschaft auseinander. In der Netflixwoche mit Jörg Thadeusz werden die Neuerscheinungen bei Netflix genauer unter die Lupe genommen. Des Weiteren ist Hadnet Tesfai Teil des neuen wöchentlichen Youtube-Talk-Formats Five Souls zu Beziehungsthemen.