Podium 1: Kulturpaläste. Ästhetik, Ideologie, Praxis
{{ time.start_TS | TS2dateFormat('MMM') }}
{{ time.start_TS | TS2dateFormat('YYYY') }}
kostenfrei |
Deutsch |
Dauer: 60 min |
ab 14 Jahre |
Mechanische Arena im Foyer |
Gehört zu: Post/Sozialistische Paläste |
In der Bildungs- und Kulturpolitik sozialistischer Staaten spielten Kulturpaläste eine zentrale Rolle: Als Orte der Begegnung und Bildung, der Kultur und des Sports waren sie Teil des staatssozialistischen Social Engineering. Zugleich waren sie architektonische Ikonen vieler ost-, mittel- und südeuropäischer Hauptstädte.
Das Gespräch lotet aus, welche Bedeutung Kulturpaläste und Kulturhäuser für sozialistische Lebenswelten hatten; dabei treten architekturtheoretische und kulturwissenschaftliche Perspektiven in einen Dialog. Kulturpaläste und Kulturhäuser werden grundsätzlich, aber auch anhand konkreter Beispiele als bauliche und städtebauliche Objekte betrachtet, die sozialistische Lebenswelten repräsentierten und formten. Im Zentrum stehen die Ästhetik der Bauten und ihre ideologischen Grundlagen, aber auch pragmatische Aspekte der Baugeschichte. Außerdem werden die ideologischen Hintergründe der Palastarchitektur reflektiert und es wird diskutiert, welches Kulturverständnis sich in ihr ausdrückt. Nicht zuletzt zeichnet die Diskussion die Entstehung einer „Mythologie der Kulturpaläste“ nach, die bis heute wirkmächtig ist.
Referent*innen
Dr. Thomas Flierl, Bauhistoriker und Publizist, Berlin
Prof. Dr. Georg Witte, Literaturwissenschaftler und Slawist, Berlin
Moderation
Dr. Heike Winkel, Referentin für Informationen zu russländischer Desinformation, Projektgruppe Mittel-, Ost- und Südosteuropa der Bundeszentrale für politische Bildung
Dr. Thomas Flierl, Studium der Philosophie und Ästhetik an der Humboldt-Universität zu Berlin; Promotion ebenda 1985; nach Tätigkeiten im Kulturbereich und in der Politik seit 2006 freier Bauhistoriker und Publizist; 2007-2022 Vorsitzender der Hermann-Henselmann-Stiftung, Mitglied im Bauhaus-Institut für Theorie und Geschichte der Architektur und Planung Weimar seit 2011, Mitglied der Akademie der Künste, Berlin, seit 2021.
Prof. Dr. Georg Witte war von 1993 bis 2004 Professor für Slawische Literaturen an der Humboldt-Universität, danach bis 2019 Professor für Vergleichende Literaturwissenschaft und Slawische Literaturen am Peter-Szondi-Institut und am Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte sind die russische Kultur im 20. Jahrhundert, Literatur als mediale Praxis, osteuropäische Avantgarden und Samisdat-Poesie. Seit September 2019 war er Leiter der Philologischen Abteilung der Nationalen Forschungsuniversität Higher School of Economics (HSE) in Sankt Petersburg. Nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine kündigte er und lebt seither wieder in Berlin. Er übersetzt und redigiert russische konzeptuelle Kunst und Literatur (Ilja Kabakow, Lew Rubinstein, Dmitrj Prigow, Vsevolod Nekrasov, Gruppe „Kollektive Aktionen“ und andere) und zeitgenössische russische Lyrik (Kirill Medvedev, Pavel Arsenev, Roman Osminkin und andere) und veröffentlicht eigene poetische Texte.
Dr. Heike Winkel ist Mitglied der Projektgruppe Mittel-, Ost- und Südosteuropa bei der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb. Sie promovierte am Fachbereich Philologie der Freien Universität Berlin, wo sie als Wissenschaftlerin und Lehrerin tätig war. Ihre Forschungsschwerpunkte waren sowjetische, postsowjetische und zeitgenössische Kulturen, Literaturen und Geschichten mit dem Fokus auf Schreiben und Identität im Stalinismus und im Zweiten Weltkrieg. Danach koordinierte sie beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ein internationales Recherche- und Datenbankprojekt zur Aufarbeitung der Schicksale sowjetischer Kriegsgefangener im Zweiten Weltkrieg. Bei der Bundeszentrale für politische Bildung ist sie für Maßnahmen zur Aufklärung über russische Desinformation zuständig.