Podium 4: nowhere in Belarus. Kunst sucht Raum.
{{ time.start_TS | TS2dateFormat('MMM') }}
{{ time.start_TS | TS2dateFormat('YYYY') }}
kostenfrei |
Russisch + Simultanübersetzung Russisch-Deutsch |
Dauer: 60 min |
ab 14 Jahre |
Mechanische Arena im Foyer |
Gehört zu: Post/Sozialistische Paläste |
In der Bildungs- und Kulturpolitik sozialistischer Staaten spielten Kulturpaläste eine zentrale Rolle: Als Orte der Begegnung und Bildung, der Kultur und des Sports waren sie Teil des staatssozialistischen Social Engineering. Zugleich waren sie architektonische Ikonen vieler ost-, mittel- und südeuropäischer Hauptstädte.
Offizielle Räume wie der „Palast der Künste“ in Minsk stehen unabhängigen belarusischen Künstler*innen, Autor*innen und Kulturschaffenden heute nicht mehr zur Verfügung – vielmehr haben viele von ihnen aus Angst vor Verhaftung und Verurteilung das Land verlassen. Künstler*innenresidenzen, Ausstellungen und Veranstaltungen im Ausland, aber auch private Rückzugsorte und das Internet bieten alternative Räume für unabhängige Kunst. Das Panel fragt: Welche Rolle spielten Kulturschaffende während der friedlichen Proteste gegen die gefälschten Präsidentschaftswahlen im Sommer 2020, die durch brutale Polizeigewalt niedergeschlagen wurden? Wie funktioniert die Suche nach alternativen Räumen? Zu Gast sind eine Künstlerin, ein Wissenschaftler und eine Übersetzerin und Autorin aus Belarus.
Referent*innen
Antanina Slabodchykava, Künstlerin, Dresden
Dr. Andrei Vazyanau, Assistant Professor für Sozialwissenschaften, European Humanities University, Vilnius
Moderation
Iryna Herasimovich, Übersetzerin und Essayistin, Universität Zürich
Antanina Slabodchykava, geboren am 7. April 1979 in Minsk (Belarus), lebt und arbeitet dort bis heute als bildende Künstlerin. Sie absolvierte 1998 die Glebow-Kunstschule in Minsk (Abteilung für Malerei) und 2004 die Belarusische staatliche Kunstakademie (Abteilung für Architekturmalerei). Sie bearbeitet mit verschiedenen Medien (Malerei, Grafik, Installation, Video) Themen wie Mutterschaft, Identität und Gender im Kontext feministischer Praktiken sowie Tod, Erinnerung, Zeitarchivierung, Unterordnung und Macht in unterschiedlichen Aspekten: als persönliche Erfahrung, soziale Stereotypen, Gesellschaftsgeschichte etc.
Dr. Andrei Vazyanau ist Dozent an der Europäischen Geisteswissenschaftlichen Universität (Vilnius, Litauen) und Wissenschaftler für die Minsk Urban Platform (Belarus/Litauen). Er promovierte in Sozialanthropologie an der Universität Regensburg (2021, Titel des Projekts „Infrastructures in Trouble: Public Transit, Crisis, and Citizens at the Peripheries of Europe“). Sein Forschungshintergrund umfasst die Region Donezk in der Ukraine (Mariupol, Kostjantyniwka, Druschkiwka, Horliwka), Jahre 2011–2013; Rumänien (Galati, Braila, Constanta), Jahre 2015–2016; Belarus (Minsk), 2017–2021. In den Jahren 2022 und 2023 lieferte er humanitäre Pakete an medizinisches Personal in Lviv und Kyjiw.
Iryna Herasimovich wurde 1978 in Minsk geboren und ist seit 2009 freiberufliche Übersetzerin. Sie hat Werke von Lukas Bärfuss, Georg Büchner, Monika Rinck, Nora Gomringer, Mehdi Moradpour, Jonas Lüscher, Michael Köhlmeier, Franz Hohler und Franz Kafka ins Belarussische übersetzt. Seit 2018 kuratiert sie den übersetzerischen Teil des Forums „Literature Intermarium“ im Künstlerdorf Kaptaruny. Sie arbeitet auch als Dramaturgin und Kuratorin im Bereich bildende Kunst und ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Seit 2021 ist sie Doktorandin am Slavischen Seminar der Universität Zürich im SNF-Projekt „Künste & Desinformation“.