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In der Bildungs- und Kulturpolitik sozialistischer Staaten spielten Kulturpaläste eine zentrale Rolle: Als Orte der Begegnung und Bildung, der Kultur und des Sports waren sie Teil des staatssozialistischen Social Engineering. Zugleich waren sie architektonische Ikonen vieler ost-, mittel- und südeuropäischer Hauptstädte.

 

Doch Kulturpaläste waren nicht nur in den sozialistischen Metropolen zu finden – auch in Kleinstädten und Peripherien wurden systematisch Kulturhäuser errichtet, in denen die Bevölkerung Bildungs-, Kultur- und Sportangebote wahrnehmen konnte, die zugleich der Formung des „sozialistischen Menschen“ dienten. In den Wendejahren um 1989 spielten Kulturhäuser und -paläste dann als physische Orte eine wichtige Rolle in der Systemtransformation. Und heute? Der Umgang mit dem architektonischen und kulturellen Erbe der Paläste ist so vielfältig wie die Gesellschaften Mittel-, Ost-, und Südosteuropas. In fünf Paneldiskussionen, kuratiert von der Bundeszentrale für politische Bildung, blicken Besucher*innen des Humboldt Forums zusammen mit Gästen aus den jeweiligen Ländern auf Warschau, Kyjiw, Belgrad und Minsk. Dabei erfahren sie mehr über die sozialistische Idee der Kulturpaläste, urbane Debatten, Revolutionen im städtischen Raum, internationale Diskurse, politische Proteste, Staatsgewalt und schrumpfende Räume für Kultur.

 

 

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Der heutige „Palast Serbiens“ (Palata Srbije), einst der Palast der Föderation, im Volksmund bekannt als „Palast SIV“ (Palast des Bundesexekutivrates), fällt keineswegs aus dem Rahmen der modernen Architektur Belgrads – vielmehr wirkt er, als wäre er ein Zeugnis des International Style nach Le Corbusier. Sorgsam geplant war seine Gestaltung einst darauf ausgerichtet, die neue Rolle Jugoslawiens als Anführerin der blockfreien Staaten in der globalen Politik zu unterstreichen. 1961 wurde er anlässlich der ersten Konferenz der Staats- und Regierungschefs der blockfreien Staaten feierlich eröffnet. Sie formulierte die Grundprinzipien einer blockfreien Alternative zwischen Ost und West: Kampf für Frieden und Abrüstung und gegen die Aufteilung in wirtschaftliche und militärisch-politische Blöcke. Die Merkmale dieser Bewegung, zu welcher auch der Palast Serbiens gehörte, zeigen, dass der internationale Weg von Europas Osten zugleich eine Strategie gegen die eigene Marginalisierung auf dem europäischen Kontinent war. Die Diskussion reflektiert die Brüche und Spannungen der blockfreien Weltordnung – und ihre postkolonialen Auswirkungen bis heute.

Referent*innen
Prof. Dr. Radina Vučetić, Professorin für Moderne Geschichte, Universität Belgrad
Dr. Nemanja Radonjić, Assistenzprofessor für Geschichte, Imagologie, Kolonialismus und Antikolonialismus im 20. Jahrhundert, Universität Belgrad

Moderation
Prof. Dr. Hannes Grandits, Professor für Südosteuropäische Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin

 

Andere Events aus der Gesprächsreihe

Die Reihe „Paläste fürs Volk. Kulturpaläste im Osten Europas vor und nach 1989“ wird kuratiert von der Bundeszentrale für politische Bildung
Bundeszentrale für politische Bildung