Migration & Diaspora – Africa in VR
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Eintritt frei |
Die Installationen können von 10-20 Uhr gesehen werden. |
Englisch |
Saal 2, EG |
Teil von: AFRIKAMERA |
AFRIKAMERA 2022: Urban Africa, Urban Movies – Migration & Diaspora ist Teil eines über einen Zeitraum von vier Jahren konzipierten Festivalschwerpunkts zum aktuellen urbanen Kino aus Afrika.
Flucht und Migration gehören zu den beherrschenden Themen der Gegenwart. Den politischen und künstlerischen Diskurs dominieren dabei europäische Sichtweisen, während afrikanische Perspektiven weitestgehend ausgeblendet bleiben.
Die Frage nach der „kulturellen Identität“, die Auseinandersetzung mit dem Verhältnis zwischen dem „Eigenen“ und dem „Fremden“ wird nicht mehr nur aus der Perspektive der Einwandernden behandelt. Sie wird gleichsam von den aus der Diaspora zum afrikanischen Kontinent Zurückkehrenden bzw. aus der Sicht von sowohl im globalen Süden wie auch im globalen Norden lebenden Filmemacher*innen neu austariert. Dabei richten viele Produktionen den Blick nicht nur auf die Migrationsbewegungen von Europa nach Afrika und zurück, sondern auch auf innerafrikanische Wanderungsbewegungen.
Begleitend zum Programm von AFRIKAMERA werden drei 360°-Produktionen präsentiert, die sich auf sehr unterschiedliche künstlerische Art und Weise mit Themen von Migration & Diaspora auseinandersetzen.
LE LAC
von Nyasha Kadandara
Kenia 2019, Dokumentation, englische Originalversion, ca. 9 min
Der in der Grenzregion zwischen Nigeria, Kamerun, Niger und dem Tschad gelegene Tschad-See ist einer der weltweit größten Binnengewässer und zugleich eines der gefährdetsten Biotope auf dem afrikanischen Kontinent. Zum einen sinkt der Wasserspiegel des Sees, bedingt durch den Klimawandel, beständig, zum anderen wird die Region durch politische Unruhen und den Terror der Islamistengruppe Boko Haram erschüttert, 2,7 Millionen Menschen sind rund um den Tschadsee auf der Flucht und leben als Binnenfüchtlinge in Camps des UNHCR.
Die 360°-Produktion LE LAC der nigerianischen Filemacherin Nyasha Kadandara ermöglicht Einblicke in den Alltag von Mahamat, einem einst wohlhabenden Viehzüchter, der seine Heimat aus Furcht vor dem Terror von Boko Haram verlassen musste und Nassuri, einem zum Fischer gewordenen Binnenflüchtling, der mit seiner Familie in einem der Flüchtlingslager lebt. Mit verstörend schönen Bildern schärft LE LAC den Blick auf die Verletzlichkeit von Mensch und Natur.
Sie ist eine preisgekrönte panafrikanische Regisseurin und Filmemacherin. Sie ist Absolventin der Columbia Journalism School. Ihr erster Film Through the Fire über einen Drogenabhängigen, der sich den Dämonen seiner Vergangenheit stellt, wurde 2015 beim Atlanta Docufest mit dem Audience Choice Award ausgezeichnet. Ihr Kurzdokumentarfilm Queens & Knights“ über ein queeres und inklusives Rugbyteam gewann 2016 den ersten Preis beim NBC Sports Filmwettbewerb Cptr’d und wurde bei South by SouthWest uraufgeführt. 2019 schrieb, filmte und produzierte sie Sex and the Sugar Daddy, eine umfassende Multimedia-Reportage über transnationale Sexualbeziehungen in Kenia, die bei den One World Media Awards in den Kategorien „Popular Feature“ und „Digital Media“ in die Endrunde kam. Ihre letzte Produktion, der investigative Dokumentarfilm Imported for my Body über den kontinentübergreifenden Sexhandel wurde für die Amnesty Media Awards 2020 in die engere Wahl gezogen und für das Human Rights Watch Festival in Kenia ausgewählt. Derzeit entwickelt sie ihren ersten unabhängigen Dokumentarfilm Matabeleland und einen narrativen Spielfilm Come Sunrise, We Shall Rule.
AFROROUTES
Director: Sélim Harbi
Production: INVR.SPACE GmbH
Executive Producer: Sönke Kirchhof
Postproduction Supervisor: Jessica Zippel
Prototype Tunisia: Med Arbi Soualhia
Weltpremiere
Deutschland 2021, / Drei 360°- Videos, jeweils ca. 15.Min.
Von Salvador da Bahia (Brasilien) über Gujarat (Indien) bis Tanger (Marokko): Afroroutes bewegt sich auf den Spuren der drei großen Sklaverei-Routen – der trans-saharischen, der trans-atlantischen und der trans-pazifischen – und stellt dabei Fragen nach afrodiasporischer Identiät: Was geschah mit den Millionen vertriebenen afrikanischen Männern und Frauen? Wo leben ihre Nachkommen heute? Sind ihre ursprüngliche Kulturen und Sprachen verschwunden? Wie hat ihr Erbe zum Aufbau ihrer neuen Länder beigetragen?
Das Projekt macht diese Fragen anhand dreier unterschiedlicher musik- und klangbasierter Rituale und Zeremonien als gelebte kulturelle Erinnerungen, als Zeugnisse kultureller Resilienz und alteriertes und transzendentales Erbe in 360°- Videos erfahrbar: In Zeremonien der Candomblé, einer afro-brasilianischen Religion aus Bahia, dem Zentrum schwarzer Kultur in Brasilien und einer zentralen Achse für die Entwicklung der afro-brasilianischen Identität; in Dhamal- Ritualen der African Sidi Community, die in der Region Gujarat in Nordindien praktiziert werden sowie in Ritualen der Gnawa, einer ethnischen Minderheit in Marokko, mit Bezugnahme auf subsaharische Mythen, Farbcodes und Heilpraktiken.
(*1982 in Tunis) ist Multimedia-Autor, Regisseur und Produzent. Er studierte Audiovisuelle Medien an der Fachhochschule Beuth in Berlin und arbeitete u.a. als Regieassistent bei THE ENEMY, sammelte journalistische VR-Erfahrungen in Westafrika und gab regelmäßig Workshops in Media und Storytelling. Zudem war er Multimedia-Stipendiat von World Press Photo mit Schwerpunkt auf aktuellen Fragen der afrikanischen Diaspora. Harbi entwickelt und produziert Mixed-Media-Konzepte. Er lebt und arbeitet in Berlin.
AZIMUTH
von Nirma Madhoo
Südafrika / Australien 2019, Experimentalfilm, englische Originalversion, 9 min
Azimuth ist ein 360°-Experimentalfilm, der in einem digitalen 3D-Asset, inspiriert durch sichtbetondurchzogene Wellenbrecherarchitekturen am Hafen von Durban, der Architektur der brutalistischen Gebäudekomplexe der Durban University of Technology sowie des Ponte-Towers in Hillbrow (Johannesburg), zeitgenössische Mode präsentiert. Azimuth feiert Beton als allgegenwärtiges Material in drei Elementarzuständen: flüssig, fest und ätherisch. Getragen von einem sphärischen Ambisonics Sorround Sound Score werden in den Modepräsentationen zugleich stereotype Vorstellungen und Zuschreibungen von afrikanischen Identitäten als dem „ethnisch Anderen“ infrage gestellt und unterlaufen.
Sie ist eine in Durban und Melbourne lebende Modefilmerin und Forscherin. Sie begann ihre Karriere als Modedesignerin und wandte sich dann der zeitgenössischen Modefilmografie zu. In ihrer Arbeit stellt sie videografische Arbeiten mit CGI, 3D-Druck, Virtual Reality und Augmented Reality-Techniken gegenüber. Madhoos Arbeiten werden international auf Kurzfilmfestivals, Modefilmfestivals und digitalen Kunstfestivals präsentiert.