Second World Music
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kostenfrei |
Gespräch bis 17:00 Uhr - anschließend Führung auf Fläche "Über Grenzen" |
Deutsch |
Foyer |
Gehört zu: Auf Wiedersehen, Palast |
In der DDR war das Mitsingen von politischen Liedern aus aller Welt eine Möglichkeit, Internationalismus und Solidarität zu verkörpern. Im DDR-Rundfunk wurden vornehmlich Aufnahmen von formale Vereinbarungen und Musik von Einzelpersonen gespielt. Später wurden dann Aufnahmen von DDR-Musikfestivals wie dem Festival des politischen Liedes (FdpL), das vom Oktoberklub 1970-1990 organisiert wurde, gesendet. Das FdPL, möglicherweise das erste Weltmusikfestival, brachte Künstler*innen aus allen Kontinenten nach Ost-Berlin. Festivalveranstaltungen, Aufnahmen und Liederbücher halfen Singeklubs, ihr Repertoire zu erweitern und lateinamerikanische Lieder wie „Venceremos“ wurden besonders häufig gesungen.
Während des Gespräches „Second World Music“ reflektieren Festivalorganisator*innen und Oktoberklub-Mitglieder über die internationalen Verbindungen und Beziehungen, die durch Lieder geknüpft wurden, während DJ Yuriy ausgewählte Festivalaufnahmen auflegt, die gemeinsam angehört werden. Vielleicht singt das Publikum sogar mit und erweckt die Schallkreise der Zweiten Welt wieder zum Leben! Anschließend folgt eine Führung in die Ausstellung „Über Grenzen“, um mit ehemaligen Mitarbeiter*innen über die internationalen Beziehungen des DDR-Rundfunks zu sprechen. Nach dem Anhören von Ausschnitten aus dem lateinamerikanischen Programm des DDR-Rundfunks wird das Publikum eingeladen, einen der vielen „neuen Gesellschaftstänze“ zu lernen, die in der DDR erfunden und in den 1950er- und 1960er-Jahren über das Rundfunksystem verbreitet wurden. Sie sollten die „neue sozialistische Persönlichkeit“ fördern und können vielleicht auch Ihnen dabei helfen, ein „neues Ich“ zu finden.
Beteiligte
Nach ihrem Tourismus-Diplom an der Verkehrshochschule Dresden studierte Elke Bitterhof Gesang an der Musikhochschule “Hanns Eisler” in Berlin. Mit der legendären Songgruppe Oktoberklub tourte sie durch 21 Länder. Außerdem war sie 15 Jahre als Vize-Chefin vom Festival des politischen Liedes. So stand sie mit Harry Belafonte auf der Bühne, sang neben Ernst Busch und moderierte u.a. Konzerte von Silvio Rodriguez und Mercedes Sosa. In der DDR und im wiedervereinigten Deutschland war sie Fernsehmoderatorin und arbeitete danach mehrere Jahre als Redakteurin in der Film- und Fernsehgesellschaft Provobis sowie elf Jahre lang bei der monatlichen MDR-Fernsehsendung “selbstbestimmt.”
Bei ihrem mehrjährigen Aufenthalt in Südamerika lehrte sie an der Filmhochschule Santiago und fungierte als Direktorin des Deutsch-Chilenische-Kulturinstituts. 2008 wurde sie in Santiago de Chile in den Vorstand der “World Association of Woman and Writers” berufen. Zuletzt war sie 2021-2024 Deutschland-Producerin für den katalanischen Fernsehsender TV3, entschied sich aber als freiberufliche Autorin, Moderatorin und Sängerin in die kreative Szene zurückzukehren.
Alexander Neumann ist in Dresden aufgewachsen, hat ab 1968 dort Mathematik studiert und 1976 auf dem Feld der mathematischen Statistik promoviert. Zuletzt arbeitete er in Berlin in einem IT-Unternehmen auf dem Gebiet der Produktionsplanung. Alexander organisierte während des Studiums viele Kulturveranstaltungen und setzte das in seiner Freizeit in Berlin fort, vor allem im „Haus der jungen Talente“. So kam er 1975 geradlinig zur ehrenamtlichen Mitarbeit beim alljährlichen „Festival des politischen Liedes“ und war dort in unterschiedlichen Verantwortungen (Orgbüro, Programmgestaltung, Politkirmes) tätig. Über das Jahr wirkte er in weiteren liedorientierten Veranstaltungen, so beim Berliner Liedersommer oder den Folklorefesten im HdjT 1978 bis 1982. Daneben sammelte er selbst auch fleißig Schallplatten und weiteres Material, vor allem zum engagierten Lied. Derzeit betreut er im Verein „Lied und soziale Bewegungen e.V.“ ein Archiv zum Festival des politischen Liedes.
Dr. Sydney Hutchinson ist Ethnomusikologin und Autorin bzw. Herausgeberin von fünf Büchern über lateinamerikanische und karibische Musik und Tänze. Früher hatte sie die Professur für Musikethnologie an der Syracuse University (New York) inne; jetzt ist sie am Institut für Musik- und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität tätig, wo sie das Projekt „Zweite-Welt-Musik: Lateinamerika, die DDR, und der Schallkreis des Sozialismus“ leitet.
