Von Glas und Stahl
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kostenfrei |
ab 16 Jahre |
Deutsch |
Saal 3, EG |
Teil von: PalastBar |
Was sollte dieses Gebäude sein? Für wen wurde es gebaut und was war das Besondere? Restaurants und Bowlingbahn, Großer Saal, ein Theater im Foyer, Tagungsort der Volkskammer. Der Palast der Republik war ein Haus der unzähligen Orte. Um die Architektur und das Design der einzelnen Orte geht es in dieser PalastBar – mit Gespräch, Pecha Kucha, Drinks und DJ Set.
Spielerisch tauchen wir ein in die Katakomben, die kleinen Feinheiten und die großen Stahlträger des Palasts der Republik. Kein anderes Bauwerk in der DDR verkörperte so sehr den Geist des Fortschritts und das politische Denken der Mächtigen. Aus allen Teilen der Republik wurden Materialien nach Berlin gebracht, Werkstoffe aus dem Ausland hinzugekauft und Dinge wurden wahr, die zuvor unmöglich schienen. Entstanden ist ein Gebäude, das vieles konnte und viele Menschen anzog: Schnörkellos, modern und visionär.
Zu Gast an diesem Abend ist Wolf R. Eisentraut, der letzte noch lebende Architekt des Palasts aus dem Kollektiv um Heinz Graffunder, der im Gespräch mit Kai Drewes vom IRS, Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung, das besondere Bauvorhaben Palast der Republik beleuchten wird.
Anschließend folgen blitzgescheite und blitzschnelle Mitstreiter*innen, die im Pecha Kucha-Format Architektur und Design des Palastes thematisieren:
Silke Ihden-Rothkirch, Redakteurin und Kuratorin im Feld Architektur- und Designgeschichte
Zsófia Kelm, Kunsthistorikerin
Martin Maleschka, Fotograf, Dokumentarist und Chronist der „Ostmoderne“, Ansichtskartensammler
Oliver Sukrow, TU – Darmstadt, Fachbereich Architekturtheorie und -wissenschaft
Moderation: Ludwig Henze, in Berlin bekannt als Moderator von Bingo Abenden
Kurzbiografien
Der Architekt Wolf R. Eisentraut (geb. 1943) war 1972/1973 im Kollektiv für die Grundsatzstudie des Palasts der Republik und verantwortlich für den Mittelteil mit großem Foyer. Außerdem war er bühnenbildnerisch für Inszenierungen im Theater im Palast (TiP) tätig.1986 Berufung zum Honorarprofessor und 1988 zum außerordentlichen Professor für Gesellschaftsbau an die Technische Universität Dresden. Nach 1990 neben fortgesetzter Lehrtätigkeit Gründung eines freien Architekturbüros in Dresden und Berlin.
Silke Ihden-Rothkirch lebt und arbeitet als Autorin und Kuratorin in Berlin. Sie ist Lehrbeauftragte der Weißensee Kunsthochschule Berlin und der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, wo sie zu Themen aus Designgeschichte, ästhetischer Bildung und Designaspekten von Teilhabe, Zugänglichkeit und Barrierefreiheit unterrichtet. Als freiberufliche Redakteurin ist sie für soziale Organisationen im Bereich Kommunikation tätig. Nach ihrem Studium des Produktdesigns und der Ästhetik war Silke Ihden-Rothkirch Redaktionsmitglied von form+zweck – Zeitschrift für Gestaltung, Co-Autorin von Designlehren – Wege deutscher Gestaltungsausbildung (2008) sowie Mitherausgeberin des Buches Schönheit der Form. Die Designerin Christa Petroff-Bohne und Co-Kuratorin der gleichnamigen Ausstellung (Dresden 2020, Hamburg 2021). Zudem wirkte sie am Ausstellungsprojekt Retrotopia – Design for Socialist Spaces im Kunstgewerbemuseum Berlin (2023) mit.
Zsófia Kelm studierte Kunstgeschichte, Urbanistik und Translationswissenschaften in Wien, Madrid und Weimar. 2022 schloss sie ihre Promotion an der Bauhaus-Universität Weimar ab: Otto Bartnings »Bau(hoch)schule« (1926–1930): Entstehung, Programm, Schülerschaft und bauliches Vermächtnis. Sie war Stipendiatin des Evangelischen Studienwerks Villigst e. V.
2022/23 arbeitete sie als freie Kunstvermittlerin der Staatlichen Museen zu Berlin, 2023 recherchierte sie im Auftrag der Stiftung Humboldt Forum zu Entstehung und Rezeption der Gläsernen Blume. Seit 2024 ist sie wissenschaftliche Volontärin am Mies van der Rohe Haus Berlin.
Martin Maleschka, geboren 1982 in Eisenhüttenstadt, ist Fotograf, Dokumentarist und Chronist der „Ostmoderne“. Schwerpunkt seiner Arbeit ist die architekturbezogene Kunst der DDR. Seit 2005 ist Maleschka von der Ostsee bis zum Erzgebirge unterwegs, um die oftmals akut von Zerstörung oder Verfall bedrohten Kunstwerke zu fotografieren und in ihren historischen Kontext einzuordnen. 2019 hat er eine erste umfassende Publikation zum Thema veröffentlicht. Maleschka sammelt Ansichtskarten mit Motiven des baukünstlerischen Erbes der DDR.
Oliver Sukrow ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Architekturtheorie und -wissenschaft der TU Darmstadt. 2018 erschien seine Doktorarbeit Arbeit. Wohnen. Computer – Zur Utopie in der bildenden Kunst und Architektur der DDR in den 1960er Jahren. Gemeinsam mit der Wüstenrot Stiftung wurde 2020 der Dokumentationsband zum wiederhergestellten Wandbild von Josep Renau in Thüringen veröffentlicht. 2021 erschien der von ihm bearbeitete Jubiläumsband Haus der Kultur Gera, der mit dem DAM Architectural Book Award ausgezeichnet wurde.
Der gebürtige Ukrainer kam im Alter von 20 Jahren mit seiner Familie nach Berlin. Er ist Musiker, DJ, Produzent und Radiomoderator. Gemeinsam mit dem Schriftsteller Wladimir Kaminer initiierte er die legendäre Partyreihe Russendisko und gab Compilations heraus u. a. „Russendisko Hits“ und „Ukraine Do America“. Schon „Shtetl Superstars“ (2006) befasste sich mit zeitgenössischen, jüdischen Sounds aus der ganzen Welt. Yuriy ist auch als Sänger und Gitarrist mit dem Emigrantski Raggamuffin Kollektiv RotFront aktiv.
2016-17 veranstaltete er die Partyreihe Born In UA, die sich mit ukrainischer Musik befasste und brachte die Compilation „Borsh Division – Future Sound Of Ukraine“ (Trikont) heraus.
Im Studio R // Gorki Theater Berlin gründete er zusammen mit Daniel Kahn und Marina Frenk The Disorientalists, ein Trio, das in einer musikalisch-theatralischen Performance das Leben des mysteriösen jüdisch-aserbaidschanischen deutschsprachigen Schriftstellers Essad Bey erzählt.
Während der Pandemie hat Yuriy die regelmäßigen DJ-Sets aus dem Panda-Theater Berlin gestreamt sowie mit Wladimir Kaminer und der gemeinsamen Band Kaminer & die Antikörpers die CD »Bleib zu Hause, Mama!« herausgebracht. Mit Ironie und Witz verarbeiten Kaminer und Gurzhy in ihrem »Pandemietagebuch« ihre Erlebnisse und Beobachtungen in Zeiten von Corona.
Seine letzten zwei Alben nahm Yuriy Gurzhy in der Ukraine auf. 2020 erschien „The New Donbass Symphony“, ein Songzyklus, der in den fünf Städten des ukrainischen Donbass zusammen mit den dort lebenden Schülern entwickelt wurde, sowie „Fokstroty“ (2021), 10 Lieder zu den Texten der ukrainischen Autoren aus der Zeit der Hingerichteten Renaissance, die Gurzhy zusammen mit Serhij Zhadan eingespielt und eingesungen hat.
Sein erstes Buch „Richard Wagner und die Klezmerband – Auf der Suche nach dem neuen Jüdischen Sound in Deutschland“ ist im Januar 2022 erschienen. Zuletzt übernahm er die Musikalische Leitung der Inszenierung „Der Club der geheimen Sorben“ im Theater Bautzen, die Anfang Mai 2024 Premiere feierte.