Palastgeschichten
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8 € / 4 € |
Saal 1, EG |
Gehört zu: Post/Sozialistische Paläste |
Fünf Schreibtandems begaben sich diesen Sommer auf Erkundungstour durch die Paläste in Bukarest, Kyjiw, Prag, Sofia und Warschau. Mit unterschiedlicher Herkunft und Perspektive und einer Aufgabe: gemeinsam einen literarischen Text zu verfassen. Warum Literatur? Literatur vermag es komplexe Ereignisse der Vergangenheit erzählerisch und mit Wortbildern zu verdichten und damit begreifbar zu machen.
Der Palast der Republik, der von 1976 bis 2008 dort stand, wo sich heute das Humboldt Forum befindet, bildet den Erzählanlass für eine literarische Auseinandersetzung mit diesen Volks- und Kulturpalästen und womöglich mit weiteren Orten. Wer weiß, wohin die „Palastgeschichten“ das Publikum tragen werden?
Anders als der baulich komplett verschwundene Berliner Palast der Republik prägen diese anderen Paläste als wichtige repräsentative Bauten des Sozialismus weiterhin das Stadtbild. Auf der Suche nach Geschichten in und um diese politischen Orte haben sich fünf literarische Tandems aus insgesamt sieben Ländern zusammengefunden, um in Geschichten oder Gedichten von essayistisch bis autobiographisch von Umbrüchen zu erzählen. Gemeinsam suchen und schreiben Thomas Perle und Elise Wilk, Volker Sielaff und Tomáš Kafka, Lisa Weeda und Mima Simić, Joshua Groß und Angel Igov sowie Uljana Wolf und Joanna Mueller. Seien Sie gespannt auf die entstandenen Texte, die am 7. Oktober ihre Premiere in Anwesenheit der Autor*innen erleben, vorgetragen von den Schauspieler*innen Almut Zilcher und Joshua Seelenbinder eingeführt von Gesprächen mit den Autor*innen, die der Literaturwissenschaftler Dr. Matthias Schwartz moderiert.
SCHREIBTANDEM 1
Thomas Perle wurde 1987 in der Sozialistischen Republik Rumänien geboren und wuchs dreisprachig in Deutschland auf.
Seit er 2013 den exil-Literaturpreis gewann, ist er als Autor und Dramatiker in Österreich, Deutschland und Rumänien tätig. 2018 erschien sein Prosadebüt wir gingen weil alle gingen. im Verlag edition exil. 2019 gewann er den Retzhofer Dramapreis für sein Stück karpatenflecken, das 2021 am Deutschen Theater Berlin uraufgeführt und am Burgtheater Wien in Österreich erstaufgeführt wurde.
Er leitet mehrere Schreibworkshops sowie Schreiblabore u.a. am Dschungel Wien und am Wiener Burgtheater.
2023 ist er Stadtschreiber des Deutschen Kulturforums östliches Europa in der Europäischen Kulturhauptstadt Temeswar/Timișoara.
Elise Wilk ist in Kronstadt, Siebenbürgen zweisprachig (rumänisch-deutsch) aufgewachsen. Sie ist eine der meistgespielten Dramatiker*innen der jüngeren Generation
in Rumänien. Ihre Stücke wurden mehrfach preisgekrönt, sowohl in Rumänien als auch im Ausland inszeniert und in 13 Sprachen übersetzt. Sie nahm an internationalen Programmen wie dem Dramatiker-Programm Hot Ink in New York (2015) oder der Galata Perform Instanbul (2021) teil. Seit 2021 unterrichtet sie Szenisches Schreiben an der Kunstuniversität in Târgu Mureș.
SCHREIBTANDEM 2
Lisa Weeda ist eine niederländisch-ukrainische Schriftstellerin, literarische Programmgestalterin, Drehbuchautorin, Audio-Fan und Virtual-Reality-Regisseurin. Text ist immer die Grundlage ihrer Arbeit, aber seine Form ist frei. Ihre Arbeit beschäftigt sich häufig mit der Ukraine, dem Heimatland ihrer Großmutter. Ende 2021, nach der Veröffentlichung ihres Debütromans ALEKSANDRA, wurde Lisa Weeda von der niederländischen Zeitung Volkskrant zum Literatur-Talent des Jahres 2022 gewählt. Ihr Roman landete auf der Shortlist des Boekhandelsprijs, des Scheltema Book of the Year und des Libris Literatuurprijs 2022. Im Dezember 2022 erhielt sie die Bronzene Eule für das beste Debüt. Die Übersetzungsrechte von ALEKSANDRA wurden bisher in acht Länder verkauft, darunter Deutschland, Polen und Frankreich.
Mima Simić ist eine in Jugoslawien geborene Schriftstellerin, Medienkritikerin, Übersetzerin und politische Aktivistin. Für ihr Buch mit Filmessays She’s Hollywoodproof erhielt sie den kroatischen Preis für die beste Filmkritik, und ihre Kurzgeschichtensammlung The Adventures of Gloria Scott wurde für den Animationsfilm Murder in the Cathedral adaptiert, der 2020 in Annecy Premiere hatte. Ihre Kurzgeschichten sind in zahlreichen internationalen Anthologien erschienen und wurden für Radio und Fernsehen adaptiert. Zu ihren Übersetzungen gehören Belletristik, Sachbücher, Literaturtheorie, Drehbücher und Filme. In mehr als zwei Jahrzehnten aktivistischen Engagements hat sie ihre Kreativität für politischen Wandel eingesetzt und dabei Quiz- und Kochsendungen, Talkshows und Frauenzeitschriften als Plattformen genutzt, um die Sichtbarkeit von LGBTQ zu erhöhen. In Kroatien wurde sie deshalb zur LGBT-Person des Jahrzehnts gekürt. Derzeit lebt und arbeitet sie in Berlin, Zagreb und Topanga, Kalifornien.
SCHREIBTANDEM 3
Volker Sielaff wurde 1966 in Großröhrsdorf / Oberlausitz geboren. Er schreibt Prosa, Lyrik, Essays und Literaturkritiken. Zu seinen Veröffentlichungen gehören Postkarte für Nofretete (2003), Selbstporträt mit Zwerg (2011), Glossar des Prinzen (2015), Überall Welt. Ein Journal (2017), Barfuß vor Penelope (2020) und Ovids Würfelspiel – Epigramme und andere kurze Gedichte (2023).
Er wurde 2007 mit dem Lessing-Förderpreis und 2015 mit der Ehrengabe der Deutsche Schillerstiftung ausgezeichnet. 2023 erhielt er das London-Stipendium des Deutschen Literaturfonds.
Tomáš Kafka wurde 1965 in Prag geboren und ist seit 2020 tschechischer Botschafter in Deutschland. Zuvor war er seit dem Ende der „Samtenen Revolution” 1990 für das tschechische Außenministerium tätig. In den Jahren 1998 bis 2005 war er an der Gründung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds beteiligt und leitete diesen als Co-Geschäftsführer. Der Fonds setzt sich für die deutsch-tschechische Versöhnung ein. Sein Engagement für die deutsch-tschechischen Beziehungen wurde 2001 mit dem Deutschen Bundesverdienstkreuz geehrt. 2022 erhielt Tomáš Kafka für seinen Einsatz für Mitteleuropa, das österreichische Große Goldene Ehrenzeichen mit dem Stern. Er ist zudem Übersetzer und Autor mehrerer Gedichtsammlungen. Gemeinsam mit Bernhard Schlink verfasste er das Theaterstück: Mitteleuropa, Geschichte eines Denkmals.
SCHREIBTANDEM 4
Angel Igov (geb. 1981) ist der Autor von drei Romanen, Particulate Matter (2017), The Meek (2015) und A Short Tale of Shame (2011), zwei Sammlungen von Kurzgeschichten, Road Encounters (2002) und K. (2006), und der wissenschaftlichen Studie Flags and Keys: Poetics of the Epigraph (2022). The Meek stand in Bulgarien in der engeren Auswahl für sieben nationale Preise für Belletristik und gewann einen davon, den Hristo G. Danov Award. Die deutsche Übersetzung von Andreas Tretner (Die Sanftmütigen, 2019) stand auf der Shortlist für den Preis der Leipziger Buchmesse und erhielt den Internationalen Literaturpreis des Hauses der Kulturen der Welt in Berlin (2020). Igov lehrt englische Literatur und Übersetzung an der Universität Sofia und hat eine Reihe von Titeln aus dem Englischen übersetzt. Derzeit arbeitet er an der Übersetzung von Seamus Heanys Lyrik ins Bulgarische in der Landys & Gyr Residenz in Zug, Schweiz.
Geboren 1989 in Grünsberg nahe Nürnberg. Er studierte Politikwissenschaft, Ökonomie und Ethik der Textkulturen in Erlangen. Als Autor wurde er bereits mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Anna Seghers-Preis 2019, dem Hölderlin Förderpreis 2021 und dem Literaturpreis der A und A Kulturstiftung 2021. Zuletzt wurde sein Roman „Prana Extrem“ für den Preis der Leipziger Buchmesse 2023 in der Kategorie Belletristik nominiert.
SCHREIBTANDEM 5
Uljana Wolf, Lyrikerin und Übersetzerin, geboren 1979 in Berlin, veröffentlichte Gedichtbände, Essays und Lyrikübersetzungen, zuletzt Valzhyna Mort: Musik für die Toten und Auferstandenen, gemeinsam mit Katharina Narbutovic (Suhrkamp 2021) und Don Mee Choi: DMZ Kolonie (Spector Books 2023, Shortlist des Internationalen Literaturpreises 2023). Ihr Essayband Etymologischer Gossip. Essays und Reden (kookbooks 2021) wurde mit dem Preis der Leipziger Buchmesse 2022 ausgezeichnet. Im Wintersemester 2019 hatte sie die August-Wilhelm-von-Schlegel-Gastprofessur für Poetik der Übersetzung an der FU Berlin inne. Sie ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und lehrt Literarisches Schreiben und Übersetzung u.a. am Institut für Sprachkunst, Wien und dem Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Im Herbst 2023 erscheint ihr neuer Gedichtband muttertask bei kookbooks.
Joanna Mueller, geboren 1979 in Piła, Polen, lebt in Warschau, ist Dichterin, Essayistin und Herausgeberin. Sie veröffentlichte mehrere Lyrikbände, zuletzt intima thule (2015), sowie Essaybände zu zeitgenössischer polnischer Lyrik, Feminismus, Literatur und Mutterschaft und ist Mitherausgeberin von Anthologien zu zeitgenössischer Poesie. Sie schreibt zudem Texte für Kinder. Auf Deutsch erschien eine Auswahl ihrer Texte in dem zweisprachigen Band Mistyczne masthewy / Mystische musthaves (übersetzt von Karolina Golimowska & Dagmara Kraus, hochroth Verlag 2016)
Moderation
Matthias Schwartz ist stellvertretender Direktor und Leiter des Programmbereichs Weltliteratur am Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung (ZfL) in Berlin.
Seine Forschungsinteressen umfassen osteuropäische Gegenwartsliteraturen, Erinnerungskulturen und Populärkulturen in einer globalisierten Welt; dokumentarische Ästhetik und sozialistische Reiseliteratur, die Kulturgeschichte der sowjetischen und postsowjetischen Abenteuerliteratur, Science Fiction, Wissenschaftspopularisierung und Raumfahrt. Zu den jüngsten Veröffentlichungen gehören After Memory. World War II in Contemporary Eastern European Literatures (Mitherausgeber, 2021); Sirenen des Krieges. Diskursive und affektive Dimensionen des Ukraine-Konflikts (Mitherausgeber, 2019); Eastern European Youth Cultures in a Global Context (Mitherausgeber, 2016).
Lesende
Geboren in Graz, schloss Almut Zilcher 1974 ihre Ausbildung am Mozarteum in Salzburg ab. 1992 wurde sie von der Fachzeitschrift „Theater heute“ für Fräulein Julie (Regie: Dimiter Gotscheff) zur Schauspielerin des Jahres gewählt. Sie spielte am Deutschen Schauspielhaus und am Thalia Theater in Hamburg, am Schauspielhaus Bochum, am Schauspiel Frankfurt, am Schauspiel Köln, an der Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz und bei den Salzburger Festspielen. Almut Zilcher arbeitete u. a. mit den Regisseuren Leander Haußmann, Karin Beier, Jossi Wieler, Karin Henkel und Nicolas Stemann. Hauptsächlich arbeitete sie mit dem Regisseur Dimiter Gotscheff zusammen, 2011 erhielt sie zusammen mit Samuel Finzi, Wolfram Koch und ihm den Theaterpreis der Stiftung Preußische Seehandlung. Seit der Spielzeit 2006/2007 ist sie festes Ensemblemitglied des Deutschen Theater Berlin.
Joshua Seelenbinder, geb.1990 in Norddeutschland, studierte an der
Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“. Schon während seines Studiums arbeitete er am
Berliner Ensemble mit Robert Wilson und Veit Schubert, sowie mit Marcel Kohler und Rebekka
David am bat-Studiotheater und mit Moritz Beichl auf Kampnagel in Hamburg.
Er war von 2017 bis 2020 festes Ensemblemitglied am Staatstheater Braunschweig.
Seitdem lebt er freischaffend in Berlin, arbeitet als Sprecher für Hörbuch- und
Hörspielproduktionen und dreht diverse Projekte für Kino, Streamer und das Fernsehen (u.a. die
viertel Staffel von Charité, Regie: Esther Bialas, oder Herrhausen — Der Herr des Geldes, Regie:
Pia Strietmann).