Prozessionsstier Nandi
Höhepunkt hinduistischer Tempelfeste sind auch heute noch große Prozessionen. Dann verlassen die Götter in Gestalt von Bronzebildern auf ihren hölzernen Reittieren sitzend das Heiligtum und können nun auch von gesellschaftlichen Randgruppen, die den Tempel normalerweise nicht betreten dürfen, gesehen und verehrt werden.
Nandi, den Legenden nach ein weißer Buckelstier von gewaltiger Kraft und Männlichkeit, ist Shivas Reittier und gleichzeitig sein treuester Verehrer. In den Mythen tummelt er sich mit der göttlichen Familie auf dem heiligen Berg Kailash und er trägt Shiva von Ort zu Ort. Nandi steht für Stabilität und Aufrechterhaltung der frommen Ordnung und gilt als Vermittler zwischen den Gläubigen und ihrem Gott. Besucher*innen des Tempels bringen an Festtagen deshalb nicht nur Shiva, sondern auch ihm Opfergaben dar. Vor vielen Shiva-Tempeln Indiens lagert ein meist steinerner Nandi vor dem Heiligtum, den Blick zum Sanktum gewendet. Auch im Humboldt-Forum sind seine Augen fest auf Gott Shiva gerichtet.
Elegant schreitet dieser weiße Stier. In echter Rindermanier leckt er mit der Zunge ein Nasenloch. Er ist festlich geschmückt: Die Bemalung zeigt prächtiges Zaumzeug um Kopf und Hals, eine mit Bordüren gefasste Reitdecke und die Riemen, von denen Glöckchen hängen. Diese Prozessionsfigur kam 1987 als Geschenk einer Schweizer Sammlerin ins damalige Museum für Indische Kunst und stellt heute einen besonderen Blickfang im Humboldt Forum dar.
Hier finde ich dieses Must See!
Raum 316 – Religiöse Kunst Südasiens, Hinduismus, Höfische Kunst