Textiles Semillas
Ein lebendiges Projekt des Webens und Brückenbauens
Das künstlerische Projekt Textiles Semillas entstand mit dem Ziel, durch Austausch über Themen rund um Webetechniken und die kulturspezifische Bedeutung dieses Handwerks Brücken zu schlagen. Über die Zeit entwickelte sich daraus ein Bündnis aus Weberinnen, Künstlerinnen und Aktivistinnen. Die Union Textiles Semillas (ein Zusammenschluss von Weberinnen, Künstlerinnen und Aktivistinnen aus dem Norden von Argentinien) vereint mittlerweile 300 Weberinnen aus zwölf nord-argentinischen Kollektiven. Die generationenübergreifende Gemeinschaft, die von einer ebenso altersdiversen Gruppe Frauen im Rahmen des Projekts Textiles Semillas ins Leben gerufen wurde, fördert neue Ansätze des gemeinsamen und interkulturellen Schaffens und Lernens. Dieser Ansatz konkretisiert sich in gemeinsamen Arbeiten, in denen sich Bedeutungen neu zusammensetzen und Gemeinschaft als bewusst gelebte Praxis verstanden wird.
In der ersten Phase des Projekts Anfang 2023 fand eine Reihe an als Pilgerfahrten bezeichneten Unternehmungen statt. Während dieser Reisen, die die Teilnehmerinnen durch Gebirge, Täler und Schluchten führten, wurden die Communities der beteiligten Kollektive besucht: Randeras de El Cercado (Monteros, Tucumán), Warmipura (Tafí del Valle, Tucumán), Cooperativa La Pachamama (Amaicha del Valle, Tucumán), Tejedoras de Quilmes (Quilmes, Tucumán), Tinku Kamayu (Santa María, Catamarca), Mercedes Cardozo de Achalay Tejidos (Niogasta, Simoca, Tucumán), Teleras de Atamisqui (Atamisqui, Santiago del Estero), Teleras de Huilla Catina (Huilla Catina, Santiago del Estero), Tejedores Andinos (Huacalera, Jujuy), Flor en Piedra (Caspalá, Jujuy), Flor de Altea (Santa Ana, Jujuy) und Silät (Santa Victoria Este, Salta). Die Koordination der Treffen vor Ort und die Kommunikation mit und zwischen den Weberinnen übernahmen als Teil des kuratorischen Teams Andrei Fernández und Alejandra Mizrahi.
Beteiligte
Randeras de El Cercado (Monteros, Tucumán), Warmipura (Tafí del Valle, Tucumán), Cooperativa La Pachamama (Amaicha del Valle, Tucumán), Tejedoras de Quilmes (Quilmes, Tucumán), Tinku Kamayu (Santa María, Catamarca), Mercedes Cardozo de Achalay Tejidos (Niogasta, Simoca, Tucumán), Teleras de Atamisqui (Atamisqui, Santiago del Estero), Teleras de Huilla Catina (Huilla Catina, Santiago del Estero), Tejedores Andinos (Huacalera, Jujuy), Flor en Piedra (Caspalá, Jujuy), Flor de Altea (Santa Ana, Jujuy), and Silät (Santa Victoria Este, Salta), Gabriela Cisterna, Celeste Valero, Milagros Colodrero, Fernanda Villagra Serra, Claudia Alarcón, Anabel Luna, Carla Abiles, Tatiana Beltomonte, Clara Johnston, Santiago Azzati, Victoria Pastrana, Alina Bardavid, Alvaro Simon Padrós.
Andrei Fernández ist Kuratorin, Kulturvermittlerin und freiberufliche Wissenschaftlerin. Sie forscht zu sozialökonomischen Fragen und zeitgenössischer Kunst und engagiert sich in der transnationalen und -kulturellen sowie interdisziplinären Vernetzung von Künstler*innen, Aktivist*innen und Wissenschaftler*innen. Fernández hat Ausstellungen in Museen, Galerien und unabhängigen Kunsträumen in Argentinien, Deutschland, Paraguay, Portugal und Großbritannien kuratiert. Sie war Koordinatorin des Projekts La escucha y los viento, das in Form einer Wanderausstellung in der ifa-Galerie Berlin (2020), dem Museo de Bellas Artes in Salta und dem Museo del Barro/Fundación Migliorisi in Asunción (2021) präsentiert wurde. 2022 wurde sie vom argentinischen Kulturministerium zur Kuratorin des 110. Salón Nacional de Artes Visuales im Palais de Glace berufen. 2023 nahm sie, finanziell unterstützt durch ein Stipendium des Bridges Programme der Argentinischen Botschaft und der Anglo-Argentinischen Gesellschaft, am Residenzprogramm der Delfina Foundation in London teil. Im Rahmen der 60. Venedig-Biennale begleitete sie das Weberinnen-Kollektiv der Wichí, Silät, deren Arbeiten bis November 2024 in der Hauptausstellung gezeigt werden. Fernández arbeitet eng mit der Galerie Cecilia Brunson Projects zusammen. Sie ist an dem Projekt 99 Questions des Humboldt Forum beteiligt und ist Teil FACT, Fundación para el Arte Contemporáneo de Tucumán. Andrei Fernández lebt und arbeitet im Norden Argentiniens.
Alejandra Mizrahi studierte Bildende Kunst an der Universidad Nacional de Tucumán und promovierte im Fach Philosophie an der Universidad Autónoma de Barcelona. Sie lehrt an der Tecnicatura Universitaria en Diseño de indumentaria y Textil, Universidad Nacional de Tucumán. Seit 2012 arbeitet sie mit der Gemeinschaft Randeras aus dem dominikanischen Ort El Cercado zusammen. Ein Teil der Arbeit wurde in den Publikationen RandAcerca (2020) und Randa: tradición y diseño tucumanos en diálogo (2013) veröffentlicht. In den Jahren 2017, 2018 und 2019 nahm sie im Rahmen der BienalSur an Katsuhiko Hibinos Turn Project teil. Mizrahi absolvierte Residenzprogramme unterschiedlicher Institutionen, darunter Curadora, San José del Rincón, Santa Fe (2014), Savvy Contemporary, Berlin (2016), und Teatro Tiempo Munar, Buenos Aires (2021). Sie hatte zudem mehrere Einzelausstellungen, etwa Arrasteras, in der Galería Aldo de Sousa 2023 (kuratiert von Carlos Herrera), Placer y beneficio im Museo de las Mujeres, Córdoba 2023 (kuratiert von L. Del Barco und C. Salomón), Gimnasio blando im Centro Munar, La Boca, 2021 (kuratiert von Intemperie). Gruppenausstellungen: Adentro no hay más que una morada, MAMBA, 2021 (kuratiert von Alejandra Aguado), Contrareloj Centro Munar / Intemperie, 2022 (kuratiert von Leandro Martínez de Pietri), (h)usos del mundo, Fundación Osde, 2022 (kuratiert von Carolina Cuervo). Sie ist Mitarbeiterin der Galerie Intemperie in Buenos Aires.
Michael Diemingers kuratorisches und filmschaffendes Schaffen ist tief in der Visuellen Anthropologie, den Sinnesmedien und der Urbanistik verwurzelt. Seine Arbeit ist auf die Untersuchung von Ökosystemen des Wissens, des Pluriversums, diversen Epistemologien und Praktiken von Pflege und Weltgestaltung sowohl durch Menschen als auch durch nicht-menschliche Akteur*innen ausgelegt. Derzeit ist Michael als Kurator und wissenschaftlicher Referent am Humboldt Forum in Berlin beschäftigt. In dieser Rolle leitet er das institutionenübergreifende Projekt 99 Fragen. Diese künstlerisch-forscherscherische Initiative umfasst eine Reihe an „research nodes“ (Forschungsknoten), Zusammenkünften, Workshops, Talks, Residenzprogrammen und weiteren Formaten und bringt eine inspirierende Gruppe an Künstler*innen, Denker*innen und Praktiker*innen zusammen. Zu den Teilnehmenden zählen (unter anderen) Chao Tayiana Maina, Molemo Moiloa, Ciraj Rassool, Denilson Baniwa, Gabriela do Matos, Hadji Malick Ndiaye, Macarena Gómez-Barris, Magdalena Campos-Pons, Malcom Ferdinand, Oulimata Gueye, Temi Odumosu, The Nest Collective, Zoé Samudzi, Claudia Alarcón und Silät sowie Rolando Vázquez. Als Kurator war Projekten an unterschiedlichen Institutionen beteiligt, darunter etwa das GRASSI Museum in Leipzig, die Whitworth Art Gallery und die Delfina Foundation in Großbritannien, oder das DocsDF Film Festival und das MUAC in Mexiko. Er gab Seminare an der Universität Wien und dem Lateinamerika-Institut (LAI) der Freien Universität Berlin. Sein Grundstudium der Urbanistik absolvierte Michael an der Bauhaus-Universität Weimar und der Universidad Nacional Autónoma de México, seinen Masterabschluss im Fach Visual Anthropology and Sensory Media machte er an der University of Manchester. Michael ist außerdem ausgebildeter Werkzeugmechaniker.