Gemeinsames Verständnis und Ziele
Das Humboldt Forum versteht sich als ein Forum der Vielstimmigkeit, als Ort der Berliner Stadtgesellschaft wie auch als Ort für Besucher*innen und Mitwirkende aus der ganzen Welt.
Erklärung über das gemeinsame Verständnis und die Ziele des Humboldt Forums
Humboldt Forum: für Kulturen, Künste, Wissenschaften, für Austausch und Debatten
Das Humboldt Forum versteht sich als ein Forum der Vielstimmigkeit, als Ort der Berliner Stadtgesellschaft wie auch als Ort für Besucher*innen und Mitwirkende aus der ganzen Welt. Es wird von vier Akteur*innen gemeinsam gestaltet: der Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit dem Ethnologischen Museum und dem Museum für Asiatische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin und dem Stadtmuseum Berlin, der Humboldt-Universität zu Berlin und der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss.
Die Vielstimmigkeit, die das Programm des Humboldt Forums ausmacht, spiegelt sich auch im Zusammenspiel der Akteur*innen: Sie entwickeln mit ihren eigenen Sichtweisen und Kompetenzen gemeinsam das Humboldt Forum als eine offene Plattform für kritischen Austausch und kulturelle Debatten. Mit dieser Erklärung wird ein gemeinsames Verständnis des Forums der Künste, Kulturen und Wissenschaften formuliert: Als ein sich stetig weiter entwickelnder Ort der Diversität, der Wissensvermittlung und der kritischen Reflexion.
Namensgeber und historischer Ort
Das Humboldt Forum ist nach den Brüdern Humboldt benannt, die für Weltoffenheit und intellektuellen Wissensdrang stehen: Alexander von Humboldt als Forschungsreisender und Naturwissenschaftler; Wilhelm von Humboldt als Bildungsreformer und Geisteswissenschaftler. Beide sind jedoch auch Vertreter ihrer Zeit, etwa in ihrem Verständnis einer vermeintlich neutralen, weltgültigen europäischen Wissenschaft. So sind die Brüder Humboldt als Namensgeber eine Inspiration für einen vielfältigen, offenen Dialog und sind zugleich Anlass, eurozentrische Weltverständnisse kritisch zu reflektieren.
Das Humboldt Forum im teilrekonstruierten Berliner Schloss steht an einem besonderen historischen Ort. Es erinnert durch die rekonstruierten Fassaden, Kuppelinschrift und Kreuz auch an tradierte Machtstrukturen und deren Auswirkungen. Viele der hier ausgestellten Exponate sind kolonialer Herkunft. Im Bewusstsein dieses Spannungsverhältnisses stellt sich das Humboldt Forum offen und reflexiv der daraus resultierenden Verantwortung für eine kritische Auseinandersetzung mit diesem Ort und seiner Geschichte.
Dekolonisierung und Provenienzforschung: Denken und Handeln ändern
Kolonialismus und Rassismus gehören zur Geschichte des Ortes wie auch zur Geschichte der Sammlungen, die hier der Öffentlichkeit zugänglich sind. Die Objekte aus Afrika, Amerika, Asien, Australien und Ozeanien zeugen von einer langen kolonialistischen und rassistischen Geschichte. Damit beschäftigt sich das Humboldt Forum intensiv in Kooperationen mit Vertretenden der Herkunftsgesellschaften und internationalen Partnerschaften, in Programmen und Angeboten, die sich mit Kolonialismus und seinen Verbrechen auseinandersetzen, in der Analyse und Wissenschaft, wie etwa der Provenienzforschung, und durch eine veränderte Praxis, um zukunftsweisendes Handeln im Dialog mit den Besucher*innen und Mitwirkenden zu ermöglichen. Das Humboldt Forum fördert im Umgang mit den Ausstellungen wie auch durch sein Veranstaltungsprogramm und Bildungsangebot eine kontinuierliche Hinterfragung und Dekolonisierung des Wissens und Handelns in Wissenschaft, Kunst und Kultur.
Wissen: Produktion und Vermittlung, Austausch und Erleben
Die Vermittlung und Kommunikation von Wissenschaften und Kulturen gehört zu den zentralen Aufgaben des Humboldt Forums. Hierzu zählt nicht allein die Präsentation bestehenden Wissens, sondern ebenso die kritische Auseinandersetzung mit seinen Entstehungsbedingungen und den damit verbundenen Hierarchien und Interessen. Kulturelle Bildung ist ein Kernelement, um diesem Anspruch nachzukommen. Die Ausstellungen und Programme des Humboldt Forums setzen sich kritisch mit der eigenen Wissensproduktion auseinander. Sie erproben verschiedene Formen der Vermittlung und des Teilens von Wissen und sie erkunden die Möglichkeiten des Dialogs uns zugänglicher unterschiedlicher Wissensformen. Das Humboldt Forum versteht sich dabei als lernende Institution im offenen Austausch mit den Besucher*innen und Kooperationspartner*innen.
Ebenso wichtig wie die Reflexion über Wissensproduktion und die damit verbundenen Machtverhältnisse sind das persönliche Erleben und die konkrete Begegnung. Das möchte das Humboldt Forum erreichen für ein breites Publikum mit einer Vielfalt an Interessen, für die Berliner Stadtgesellschaft wie auch für nationale und internationale Besucher*innen.
Diversitätsorientierung: Vielfalt leben, Vielstimmigkeit erzeugen
„Vielfalt“ ist die entscheidende Grundlage für das Arbeiten und Denken im Humboldt Forum. Das Humboldt Forum steht für die Gleichberechtigung aller Menschen – in ihrer Diversität. Es begreift sich im Sinne eines Resonanzraums und einer Kontaktzone als Ort für gemeinsame Debatten über kulturelle Identitäten und global zu denkende Zukünfte.
Das Humboldt Forum will Vielstimmigkeit bewusst fördern und hörbar machen, ihr einen Raum geben. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Besucher*innen, Teilnehmer*innen und Mitarbeiter*innen, die diese Vielfalt erlebbar machen und das Forum inhaltlich prägen.
Das Humboldt Forum und seine Veranstaltungen wollen im umfassenden Sinne „barrierefrei“ und sozial, ökologisch und kulturell nachhaltig sein.
Das Humboldt Forum will seine personellen und finanziellen Ressourcen solidarisch und kollegial nutzen, um Vielstimmigkeit nicht nur vor Ort in Berlin zu ermöglichen, sondern auch, um aktiv weltweit Kontakte zu knüpfen und zu pflegen.
Berlin, Juni 2021
Prof. Dr. Hartmut Dorgerloh
Generalintendant und Vorstandsvorsitzender
Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss
Prof. Dr. Lars Christian Koch
Direktor des Ethnologischen Museums/Museum für Asiatische Kunst
Staatliche Museen zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Leiter Sammlungen – Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss
Prof. Dr. Dr. Ing. Sabine Kunst
Präsidentin der Humboldt Universität zu Berlin
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hermann Parzinger
Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Paul Spies
Direktor der Stiftung Stadtmuseum Berlin
Chefkurator der Landes Berlin im Humboldt Forum